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Vom Kaiserhof in den Klingelpütz: Strichjungen belasten Varieté-Star Paul O'Montis

Shownotes

Die Kabarettfestspiele im Kölner Kaiserhof waren noch nicht zuende, als der Star der Show im Dezember 1933 verhaftet wurde: Paul O‘Montis, ein schillernder Varietékünstler der Weimarer Republik und einer der ersten echten Pop-Musiker Deutschlands, musste in den Klingelpütz. Ein Kölner Gericht verurteilte den Sänger, der mit großem Erfolg zahlreiche Schallplatten aufgenommen hatte, wegen eines Verstoßes gegen den Paragrafen 175 und wegen Kuppelei zu einem Jahr und neun Monate Gefängnis. Zwei Strichjungen hatten ihn belastet. Die neue Folge von „True Crime Köln“ erinnert an einen fast vergessenen Künstler und reist zurück in die „Roaring Twenties“, als auch in Köln in unzähligen Theatern und Tanzlokalen zur Musik von Salonorchestern und kleineren Ensembles gefeiert wurde. Die Folge begibt sich aber auch auf ein komplexes Terrain. Paul O'Montis wurde später wegen seiner Homosexualität zum Opfer der NS-Diktatur im KZ Sachsenhausen, nachdem er 1939 im Exil in Prag verhaftet worden war. Doch die Festnahme sechs Jahre zuvor in Köln hatte erst einmal nichts mit dem NS-Unrechtsstaat zu tun. Der berüchtigte Paragraf 175 existierte lange vor der Machtübernahme der Nazis und galt nach dem Krieg auch zunächst in der Bundesrepublik. Hinzu kommt: Die Strichjungen waren minderjährig, einer von ihnen war erst 15 Jahre alt. Das würde bis heute bestraft. Zu Gast im Podcast-Studio des „Kölner Stadt-Anzeiger“ sind der O'Montis-Biograf Ralf Jörg Raber und die Schauspielerin Hildegard Meier. Beide singen Chansons von Paul O'Montis: Raber im Salonorchester Ruhrioso, Meier in ihrem Programm „Die verrückte Hilde – Paul O'Montis und die Frau im Dunkeln“. Bei „True Crime Köln“ berichten sie im Gespräch mit Helmut Frangenberg über das Leben und Wirken des Künstlers, die Umstände seiner Kölner Verhaftung und über sein Leben im Exil, nachdem er nach dem Verbüßen seiner Haftstrafe ins Ausland gegangen war. Zu einer Flucht ins weit entfernte Ausland konnte sich der Sänger nicht entschließen, weil er weiter auftreten wollte und dazu ein deutschsprachiges Publikum brauchte, das ihn verstand. Das wurde schließlich zu seinem Verhängnis.

Hildegard Meier findet man im Netz unter www.hildegard-meier.de; Infos zum Programm „Die verrückte Hilde – Paul O'Montis und die Frau im Dunklen“ findet man hier. Aufführungen sind am 5., 7., 12. und 14. Mai, jeweils um 20 Uhr im Musikhaus K7A in der Kyllstraße 7a in der Kölner Südstadt. Tickets für 19 Euro (ermäßigt 15 Euro) kann man per Mail reservieren unter voice@hildegard-meier.de Informationen zu den Programmen des Salonorchesters Ruhrioso findet man im Netz unter www.ruhrioso.de. Das Buch von Ralf Jörg Raber heißt „Beliebt bei älteren Damen und jüngeren Herrn: Paul O’Montis– Biografie eines Vortragskünstlers: Paul O'Montis- Biografie eines Vortragskünstlers“. Es ist 2021 im Verlag Metropol erschienen.

Wer Fragen und Anregungen zu „True Crime Köln“ hat, kann dem Redakteur Helmut Frangenberg schreiben: Helmut.Frangenberg@kstamedien.de

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