Der „Messias“ von Weidenpesch: Vom Dreifachmörder zum Kronzeugen
Shownotes
Der Mann spielte halbnackt Trompete auf einem Fakirbrett und ritt mit einem Schimmel über den Neumarkt. Nick Galin fehlte Ende der 60er Jahre bei keinem Kunst-Happening und keiner Demo gegen den Vietnam-Krieg. Der Mann proträtierte Kölns damaligen Oberbürgermeister Theo Burauen. Auch Elizabeth Taylor und Elvis Presley will er gemalt haben. Bevor er sich in den Wahn hineinsteigerte, ein Erlöser, „ein Messias“ zu sein, war der Maler als schräger Vogel stadtbekannt. Einen Tag vor Silvester 1972 tötet er seine Mutter, seine Halbschwester und eine Nichte seines Stiefvaters in einer Wohnung in Weidenpesch. Der Stiefvater überlebt schwerverletzt. Als ihn die Polizei festnimmt, spricht er davon, seiner Familie einen „Platz im Himmel“ gesichert zu haben, und bietet einem Polizisten ihn, auch ihn zu erlösen. Die neue Folge von „True Crime Köln“ erinnert an einen Fall, der die Stadt schockierte und eine nicht weniger spannende Fortsetzungsgeschichte fand. Der „Messias von Weidenpesch“ kommt in die Landesklinik des Landschaftsverbands Rheinland in Düren. Fünf Jahre nach der furchtbaren Tat wird er zu einer wichtigen Figur im Streit um die Bedingungen in den Landeskliniken des LVR. Kritiker werfen dem Landschaftsverband unmenschliche Zustände und Misshandlungen in den Krankenhäusern vor. Der Protest wird von der damals neuen Sozialistischen Selbsthilfe Köln (SSK) angeführt. Nachdem sie erfolgreich gegen die Zustände in der Klinik in Brauweiler vorgegangen war, ging es in einem weiteren Gerichtsprozess um die geschlossene Abteilung im Krankenhaus in Düren. Dort saß Nick Galin im berüchtigten Haus 5 – und sollte als Kronzeuge vor Gericht aussagen. Kurz vor dem Terim starb Galin in seiner Zelle. In der offiziellen Version war von Selbstmord Rede. Einen Tag zuvor hatte er einen Brief an den Kölner Stadt-Anzeiger geschrieben und den LVR kritisiert. Der Brief lässt keine Selbstmordabsichten erkennen.
Lothar Gothe, damals einer der Sprecher der SSK, erinnert sich in der neuen Folge von „True Crime Köln“ an die Auseinandersetzung mit dem LVR und an den Tod Galins. Der Journalist Georg Bönisch, damals Polizeireporter bei der Kölnischen Rundschau und später unter anderem Redakteur beim Spiegel, berichtet im Gespräch mit Helmut Frangenberg von Galins Bluttat in Weidenpesch und dem anschließenden Prozess.
Wer sich für die Ausstellung des LVR zu seiner Geschichte im Haus 5 in der Landesklinik in Düren interessiert, findet weitere Infos im Netz: https://klinik-dueren.lvr.de/de/nav_main/unsere_klinik___ueber_uns/haus_5/haus_5.html
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