Der Fälscher im Kölnischen Kunstverein
Shownotes
Der Hausmeister des Kölnischen Kunstvereins narrt die Kunstwelt und löst einen bundesweiten Skandal aus: Zusammen mit einem Kölner Maler und Kunsthändler bringt er gestohlene Originale und Fälschungen auf den Markt. Der Hobbymaler kopiert den Stil bekannter moderner Maler. Nach ihrer Verhaftung rechtfertigen sie sich mit zum Teil abenteuerlichen Ausreden vor Gericht. Der eigentliche Skandal spielt 1950 weder im Prozess noch in der Berichterstattung eine große Rolle: Die Originale, die der Hausmeister verkaufte, gehören einer jüdischen Exilantin, die vor den Nazis nach England geflohen war. Einen Teil der Kunstsammlung ihrer wertvollen Kunstsammlung hatte die Familie im Kölnischen Kunstverein deponiert, um sie vor dem Zugriff der Nazis zu schützen. Mit der kriminellen Energie des Hausmeister hatte sie nicht gerechnet. "True Crime Köln" präsentiert einen der ungewöhnlichsten Fälle der Kölner Justiz- und Kunstgeschichte auf der Grundlage der Recherchen für das Buch "Köln in Trümmern". Der "True Crime Köln"-Macher Helmut Frangenberg hat Kriminalfälle recherchiert, die in der Schlussphase der NS-Zeit ihren Ausgang nahmen und dann zum Teil Jahrzehnte lang im Nachkriegsköln nachwirkten. Der Fall des betrügerischen Hausmeisters des alt ehrwürdigen Kölner Kunstvereins hat sogar Nachwirklungen bis heute. Das Buch in "Köln in Trümmern" von Helmut Frangenberg ist im Greven-Verlag erschienen und kostet 18 Euro. Erhältlich ist es in jeder Buchhandlung oder online direkt beim Verlag.
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Transkript anzeigen
00:00:02:
00:00:12: So etwas kann ich auch.
00:00:15: Der Kölner Stadtanzeiger zitiert den Angeklagten auf Kölsch.
00:00:19: Das kannst du auch, was der Kledor mät.
00:00:21: Josef Jenniches erinnert sich gut an den Moment, als er zum Kunstmaler wurde.
00:00:27: Im Kölnischen Kunstverein war im März, die Ausstellung von Nolde bis Paul Klee Deutsche Kunst des zwanzigsten Jahrhunderts eröffnet worden.
00:00:37: Das habe ihn inspiriert, es doch auch einmal selbst zu versuchen.
00:00:41: Schließlich sei er zeichnerisch immer auf der Höhe gewesen, erklärt er dem Richter.
00:00:47: Eigentlich ist der Mann Hausmeister im kölnischen Kunstverein, doch tatsächlich scheint er Kompetenzen zu haben, die weit über das hinausgehen, was ein Hausmeister zu tun hat.
00:00:58: Der Hausmeister ist zu einem Fälscher moderner Kunst geworden, aber nicht nur das.
00:01:04: Er hat sich auch ebenfalls als geschickter Restaurator von originalen bekannter Meister erwiesen.
00:01:10: Und so wird Jenniches auch noch zum Verkäufer von Raubkunst.
00:01:15: Gemälde, die im Krieg beschädigt wurden, bessert er als Heimwerke aus und bringt sie dann mithilfe eines Händlers auf den Kunstmarkt.
00:01:24: Es ist mehr als ein großer Betrugsfall, der da die Kunststadt Köln erschüttert, wobei die Zeitungen im Nachkriegsdeutschland die ganzen Ausmaße des Skandals noch gar nicht wahr haben wollen.
00:01:35: Man spottet über den Kölschen Hausmeister und über die überdrehte Kunstzene, aber über die eigentlichen Opfer, also die bestohlenen wird nicht gesprochen.
00:01:56: Der Hausmeister des Kölnischen Kunstvereins löst einen Skandal in der Kunstwelt aus.
00:02:12: Eigentlich ist der Job des Mannes, für den altehrwürdigen Verein Bilder aufzuhängen, Glühbirnen zu wechseln und Türen auf uns zuzuschließen, doch das hat ihm offenbar nicht mehr gereicht.
00:02:24: Und so begann er, die deutsche Kunstwelt zu nahren und zu betrügen.
00:02:29: Als er sich schließlich vor Gericht verantworten musste, gab es viel zu lachen.
00:02:33: Dafür waren nicht nur die Berichte in Kölner Zeitungen verantwortlich.
00:02:37: Der Fall sorgte bundesweit für gute Unterhaltung sowie Hohn und Sport.
00:02:43: Ich bin auf den Fall gestoßen, als ich für das Buch Köln in Trümmern nach spannenden Fällen gesucht habe, die eine Vorgeschichte in Zeiten des Zweiten Weltkriegs und der Nazi-Diktatur haben, aber dann danach lange in die Nachkriegszeit hineinwirken.
00:02:58: In diesem Fall kann man sagen, er hat Auswirkungen bis in unsere Zeit.
00:03:03: Dazu später mehr.
00:03:06: Im September an den Anklagebanken des Landgerichts zusammen mit dem Maler und Kunsthändler Robert Schubner.
00:03:17: Und da erzählt der Hausmeister des Kölnischen Kunstvereins ausführlich, wie er mit dem Felschen von Bildern begonnen hat.
00:03:23: Wie gesagt, es gab diese Ausstellung mit modernen Kunstwerken, über die die Besucher durchaus gestritten haben sollen.
00:03:30: Sie waren sich nicht einig darüber, ob das wirklich alles Kunst war, was ihnen da im Kunstverein präsentiert wurde.
00:03:36: Das ist ja eine Debatte.
00:03:38: die man auch heute noch kennt, so nach dem Motto für das, was der da macht, dessen Bild an der Wand hängt, für das muss man doch gar nicht viel können.
00:03:46: Das hat sich auch Josef Jenniches gedacht, wie er vor Gericht erzählt.
00:03:51: Im Katalog zur Ausstellung hatte er ein Bild entdeckt, das aus nicht viel mehr als ein paar Strichen und Kreisen bestanden habe.
00:03:59: Von rechts, so beschreibt ihr das, seien ein paar Schnäbel hereingekommen und darunter habe als Bezeichnung kontinuierliche Linie gestanden.
00:04:09: Das hat unser Mann dann offensichtlich auch probiert und war danach ziemlich von sich selbst angetan.
00:04:16: Er habe sich an einem Aquarell in der Art Klee versucht, sagt er vor Gericht.
00:04:21: Ich hatte es versögt und als das erste Bild fertig war, Da hatte ich es staunt.
00:04:26: So wird er zitiert.
00:04:27: Die Frage, ob er da einfach etwas abgemalt oder abgezeichnet hatte, fand er ziemlich unfair, dass seine eigenen Bilder gewesen.
00:04:35: Er habe nur den Stil der Künstler nachgeahmt.
00:04:40: Es blieb nicht bei Paul Klee.
00:04:41: Weitere Künstler kamen dazu.
00:04:43: Liebhaberei sei das gewesen.
00:04:45: Ein Hobby mehr nicht.
00:04:47: Behauptet ihr nicht, dass vor Gericht, dass dann mehr daraus wurde, war angeblich nicht geplant.
00:04:53: In der Nähe von Stuttgart landeten zwei jenich Werke bei einem Auktionshaus in Stuttgart.
00:05:01: Allerdings angepriesen als echte Werke des Expressionisten Emil Nolde.
00:05:08: Dorthin geschickt hatte sie der Kölner Kunsthändler und Maler Robert Schubner.
00:05:12: Die Bilder sollten in Stuttgart versteigert werden.
00:05:16: Eines der Gemälde, die angeblich von Emil Nolde gemalt waren, zeigte einen exotischen Frauenkopf.
00:05:23: So hieß das Bild.
00:05:25: Und er dachte sich ein Experte im Auktionshaus.
00:05:27: So was Ähnliches habe ich doch schon mal gesehen.
00:05:31: Der misstrauische Mann erinnerte sich an ein fast gleiches Gemälde von Nolde, auf dem die Frau nach rechts blickt.
00:05:38: Hier aber schaute der Frauenkopf nach links, gezeichnet wie ein Spiegelbild.
00:05:43: Der Mann erinnerte sich richtig, der echte Frauenkopf befand sich in der Sammlung des Kölner Kunstsammlers Medzins und Kulturpolitiker Josef Haubrich.
00:05:53: Der Schwindelflug auf, was hatte hier nichts gemacht.
00:05:56: Der Hobbymaler hatte einen unbeobachteten Moment genutzt und im Haus seines Arbeitgebers ein Blatt auf den echten Noldekopf gelegt.
00:06:05: Dann hat er die Schattenumrisse durchgepaust.
00:06:08: Das Blatt umgedreht und dann die Umrisse mit Farbe gefüllt.
00:06:12: Dann fälschte er Neudes einfach zu kopierende Signatur und verkaufte das Bild an Robert Schuppner.
00:06:20: Ich hatte all die Dinger zu Hause.
00:06:22: Erinnert er sich vor Gericht an seine anwachsene Sammlung mit selbst gemaltem.
00:06:26: Irgendwann habe ihn Schuppner nach weiteren modernen Bildern gefragt.
00:06:30: Was lag da näher, als ihm die eigene Kunst als die von großen Namen anzubieten?
00:06:36: Er habe das Geld gebraucht, sagt ihr nicht.
00:06:39: Und so schrieb er auf seine Bilder die Namen bekannter Maler.
00:06:43: Auf einige Rückseiten drückte er noch einen Stempel mit Siegellack.
00:06:47: Dazu nutzte er alte Orden, die er in einem Keller in der Siebengebirgsallee gefunden hatte.
00:06:53: Und so verkaufte er ein Bild nach dem anderen an Schubner.
00:06:57: Der hatte ihm versichert, dass er alle Bilder für sich behalten wolle.
00:07:01: Es sei nicht geplant gewesen, die Bilder weiter zu verkaufen.
00:07:05: Wir können nicht mehr nachprüfen, ob ihm das irgendwer geglaubt hat.
00:07:08: In jedem Fall hat er es nicht gemacht.
00:07:11: Das ist natürlich eine sehr schräge Geschichte.
00:07:14: Der Hausmeister des Kölnischen Kunstvereins als durchaus talentierter Fälscher von moderner Kunst.
00:07:20: Dazu ein nicht unbekannter Maler und Kunsthändler als mitangeklagter.
00:07:24: Die Staatsanwaltschaft ist davon überzeugt, dass die beiden Komplizen waren.
00:07:28: Sie glaubt, das Schubner sehr genau wusste, dass Erfälschungen auf den Markt brachte, um Geld zu verdienen.
00:07:36: Wer war dieser Robert Schuppner?
00:07:37: Der ist nicht nur bekannt, weil er selber malt und sich mit einigen sehr prominenten Kontakten schmückt.
00:07:43: Er sei bekannt mit Miro, mit Dalí und mit Max Ernst.
00:07:48: Bilder von ihm sollen, die in dem Jahr die Weltaufstellung in Paris gezeigt worden seien.
00:07:54: Da gibt es also einiges, was ihn in der damaligen Zeit als modernen Künstler auszeichnen könnte.
00:08:00: Aber vielen ist er auch bekannt, weil er nicht zum ersten Mal auf der Anklage bankt.
00:08:05: des Kölner Gerichts sitzt.
00:08:07: Der Kölner Stadtanzeiger berichtet am zehnten September, über den Prozessauftakt.
00:08:14: Und der Autor des Artikels steigt ein mit einer Erinnerung an einen Prozess aus dem Jahr nineteenhundert, zweiundvierzig, also mitten in der NS-Diktatur.
00:08:25: Die spielt in diesem Bericht keine Rolle, wohl aber schubt das beachtliche Liste an Vorstrafen und die auffällige Dekoration des Gerichtsaals.
00:08:35: Da hat man nämlich einige der Bilder aufgehängt, über die in der Verhandlung gesprochen wird.
00:08:40: Schon einmal vor acht Jahren erlebten wir eine ähnliche Szenerie im Gerichtsaal.
00:08:45: Damals wie heute fahren wieder Segelschiffe an den Wänden, Bäume wachsen heraus, nur die Tätnen im Grün und im Badewasser sind zu sehen.
00:08:53: Und Exoten fahren Karn unter Palmenufern.
00:08:56: Unten, auf der Anklagebank, sitzen Herr Schuppner und Herr Jeniches.
00:09:01: Herr Schuppner ist bei Gericht nicht unbekannt.
00:09:03: Sein Vorstrafenregister ist beachtlich.
00:09:06: Vermerken wir zur Illustration der heutigen Sache nur, dass er im Februar in dem damaligen Bilderbetrugsprozess zu einer Gefängnisstrafe von dreieinhalb Jahren verurteilt worden ist.
00:09:17: Weil er Bilder verkauft hatte, von denen er gewusst hat, dass sie gefälscht
00:09:20: waren.
00:09:22: Sein Nachbar auf der Anklage Bank ist das Gegenstück Schubnass.
00:09:26: Wenn Jena behent, schlagfertig und um keine Ausrede verlegen, den Richtern stundenlang und weit schweifend einen Vortrag hält, so ist Jenniches das betont langsame, ewig geduldige und biederbekennende Faktotum, das sich in seiner Einfalt um Kopf und Kragen redet.
00:09:42: Denn zur Anklage stehen Fakten, die er sich nach nineteenhundertfünfundvierzig geleistet hat.
00:09:47: Er aber fügt treuherzig ein weiteres Faktum aus dem Jahr nineteenhundertdreiundvierzig hinzu.
00:09:53: Und es müsste ein Wunder geschehen, wer ihm deshalb nicht in nächster Zeit schon ein zweites Verfahren gemacht würde.
00:10:02: Robert Schubner hatte sich vor dem Prozess für eine Verteidigungsstrategie entschieden, die den letzten Rest seines Renommés verspielen würde, ihn aber möglicherweise glimpflich davonkommen lassen könnte.
00:10:15: Er stellte sich nämlich dumm.
00:10:17: Er sagt, dass er die Aquarelle, die ihm jeniches als Gemälde von Nolde oder Clever kauft habe, für echt gehalten hat.
00:10:25: Die Hinweise gleich mehrerer Sachverständiger, die ihn darauf hingewiesen hätten, dass er bei einem Fälscher eingekauft habe, tat er als unbedeutende Einzelmeinungen ab.
00:10:35: Diese seien doch nicht maßgebend gewesen.
00:10:39: Die Gefängnisstrafe, die man ihm acht Jahre zuvor aufgebrummt hatte, war nicht seine einzige Vorstrafe.
00:10:45: Bereits in den letzten Jahren ist er wohl wegen verbotenen Großhandels und Bestechung verurteilt worden.
00:10:52: Da ging es nicht um Kunst, sondern um Fleisch.
00:10:56: In den letzten Jahren schickte man ihn in Hamburg wegen Betrugs ins Gefängnis.
00:11:02: In der Haft dürfte er sich dann für die Kunst als neues Geschäftsfeld entschieden haben.
00:11:07: Nur kurze Zeit nach der Freilassung flog er als Bildbetrüger auf, wie man die straft hat, damals nannte.
00:11:14: Schubner hatte auch damals schon gezielt Fälschungen gekauft und sie dann als angebliche Originale auf den Markt gebracht.
00:11:22: Die Öffentlichkeit staunte über die Angeklagten, sie staunte über diesen Prozess im Nachkriegsköln, die gefälschten Bilder der Kölscher Hausmeister, die Peinlichkeiten für den Kölnischen Kunstverein, die Rolle von Schubner, der versucht sich rauszureden, das alles ist natürlich bester Gesprächsstoff.
00:11:41: Allerdings führt das alles auch dazu, dass ein noch viel größerer Skandal in den Berichten, in den Zeitungen und in der öffentlichen Wahrnehmung zu kurz kommt.
00:11:50: Das kann man mit den Zeitumständen klären, ohne es damit entschuldigen zu wollen.
00:11:54: Da fehlt es einfach an Unrechtsbewusstsein.
00:11:57: und natürlich, für die Nachkriegsjahre gilt das ganz besonders, da schaut man nicht gerne zurück, das Vergangene wird gemeinschaftlich verdrängt.
00:12:07: Tatsächlich ging es nämlich um mehr als ein paar gefälschte Bilder.
00:12:10: Der Kölner Prozess hätte das erste bedeutsame Verfahren zum Umgang mit Raubkunst aus der NS-Zeit werden können.
00:12:19: Also mit Kunst, die Menschen jüdischen Glaubens gehört hatte, Menschen, die in der NS-Zeit ermordet wurden oder ins Ausland geflohen waren.
00:12:28: Doch das passierte nicht.
00:12:30: Jenniches hatte nämlich nicht nur selbst gemahlte Bilder mit falschen Signaturen verkauft.
00:12:35: Der Mann verkaufte auch originale echte Bilder, die über Schubner und vielleicht auch noch über andere in den Markt gebracht wurden.
00:12:44: Da ist längst nicht alles aufgeklärt worden.
00:12:47: Klar ist aber, der Hausmeister verkaufte aus dem Keller des Kölnischen Kunstvereins Gemälde zu günstigen Preisen, die ihm nicht gehörten.
00:12:55: Die Bilder gehörten zur Kunstsammlung der Familie Hess.
00:12:59: Das war damals eine der bedeutendsten Privatsammlungen moderner Kunst, vor allem des deutschen Expressionismus.
00:13:07: Die Juden Teckler und Alfred Hess waren vor der Machtübernahme der Nazis prominente Akteure im deutschen Wirtschaftsleben.
00:13:15: Alfred Hess war als Schuhfabrikant reich geworden.
00:13:19: Er war bereits von der Verfolgung in der NS Zeit nicht betroffen war.
00:13:26: Für Teckler und den Sohn Hans galt das aber nicht.
00:13:29: Hans war schon neunzehnhundertdreiunddreißig emigriert, nachdem die SA seine Berliner Wohnung verwüstet hatte.
00:13:37: Seine Mutter folgte ihm neunzehnhundertdreißig nach London.
00:13:41: Um ihre Kunstsammlung zu retten, ließ sie sich allerlei einfallen.
00:13:45: Da wurden zum Beispiel Bilder in Möbelstücken versteckt, die dann mit einem Frachtschiff aus Deutschland geschmuggelt wurden.
00:13:52: Andere wurden an mutmaßlich sicheren Orten deponiert.
00:13:56: Und für so einen sicheren Ort hielt man auch den Kölnischen Kunstverein.
00:14:00: In
00:14:01: den letzten Jahren hatte eine jüdische Mitbürgerin ihre Sammlung Moderna Kunst dem Kunstverein in Verwaage geben.
00:14:09: Es war ein halber Möbelwagen voll.
00:14:11: Bilder und Kisten waren auch noch dabei.
00:14:14: stöhnte jetzt noch jeniches in Gedanken an die Lasten.
00:14:18: In einer Bombenacht im Juli, in der es in Trümmer ging.
00:14:23: Und als später Rückfragen aufkam, was aus dem Lager gut geworden sei, konnte nur noch die Auskunft gegeben werden, dass alles in Wasser, Schmutz und Brandhitze verrottet und vermordert sei.
00:14:35: Doch wieder angeklagte Jenniches, heute zur Überraschung des Gerichts, erzählte, hat er schon Ende des Jahresmanzer-Dreien-Vierzig-Zwei-Bilder, nämlich ein Gemälde von Kirchner, Mädchen im Grün und von Schmidt-Rotluff, rote Frauen, für etwa tausend Mark an einen Kölner Kunstsammler verkauft.
00:14:52: Dem hatte er versichert, jüdische Immigranten hätten ihm die Bilder zum Dank für seine Hilfeleistungen zurückgelassen.
00:14:58: Als er aus der Gefangenschaft zurückkam, hatte er sich aus dem Keller, in dem offenbar entgegen dem äußeren Schein nicht alles hoffnungslos verdorben war, eine Reihe weiterer Bilder angeeignet.
00:15:11: Die Bilder seien vollkommen verschmutzt gewesen und er habe sich gedacht, vielleicht könne er die Bilder wieder in Ordnung bringen.
00:15:18: Drunden im Keller wären sie doch verloren gegangen, denn von der Decke habe es unaufförlich getroffen.
00:15:24: Es sei wie ein Brausebad von der Decke heruntergekommen.
00:15:27: In den sechsundzwanzig Jahren seiner Tätigkeit beim Kölner Kunstverein hatte sich Jenniches bei Restauratoren umgesehen, sodass er über einige Fertigkeiten im Restaurieren verfügte.
00:15:37: Zu Hause gelang es ihm die Bilder ansehnlich zu machen und als er eines Tages hörte, dass sich der Kunstsammler Schubner für moderne Bilder interessierte, nahm er ein Gemälde unter den Armen und brachte es zu Schubner, der nunmehr nach und nach mehrere Bilder
00:15:50: erwarb.
00:15:53: Soweit der Kölner Stadtanzeiger im September, über die Machenschaften des Hausmeisters Jerniches.
00:16:01: Dass er den Käufern sagte, dass ihm die Bilder von jüdischen Immigranten als Dank geschenkt worden waren, ist natürlich eine ziemlich dreiste Lüge.
00:16:09: Es ist so banal, wie es klingt.
00:16:12: Man kann sich das gut vorstellen.
00:16:13: Da steht im Keller des Kunstvereins eine Kiste.
00:16:16: Mit moderner Kunst, bekannter Maler.
00:16:19: Diese Kiste verliert man irgendwann im Chaos des Bombenkriegs aus den Augen.
00:16:23: Nur einer scheint noch zu wissen, dass sie da steht.
00:16:26: Und das ist der Hausmeister, der die Kiste selbst zusammengezimmert hat.
00:16:31: Es ist seltsam, dass diese Kiste nicht an einen anderen Ort gebracht worden ist.
00:16:35: Das ist nämlich mit anderen Kunstwerken geschehen.
00:16:38: Das Haus des Kölnischen Kunstvereins war im Sommer, in der es von Fliegerbomben in den Sommer, in den Sommer, in den Sommer, in den Sommer, in den Sommer, in den Sommer, in den Sommer, in den Sommer, in den Sommer, in den Sommer, in den Sommer, in den Sommer, in den Sommer, in den Sommer, in den Sommer, in den Sommer, in den Sommer, in den Sommer, in den Sommer, in den Sommer, in den Sommer, in den Sommer, in den Sommer, in den Sommer, in den Sommer, in den Sommer, in den Sommer, in den Sommer, in den Sommer, in den Sommer, in den Sommer, in den Sommer, in den Sommer, in den Sommer, in den Sommer, in den Sommer, in den Sommer, in den Sommer, in den Sommer, in den Sommer, in den Sommer, in den Sommer, in.
00:16:59: Auf dem Lastwagen in die Eifel sei kein Platz mehr gewesen, hat er im Prozess ausgesagt.
00:17:04: Auch das ist nicht wirklich überprüft worden.
00:17:07: Jediches konnte also ungehindert moderne Kunst aus einer Kiste im Keller des Kunstvereins verkaufen.
00:17:13: Er machte nach dem Krieg mit dem weiter, womit er bereits im Krieg begonnen hatte.
00:17:19: Ähnlich schräg wie seine Schilderungen vor Gericht.
00:17:22: zu seiner Fälscherkunst sind auch die Ausführungen zu seinem Job als Hobby-Restorator.
00:17:28: Das Gericht solle davon ausgehen, dass er auch in dieser Hinsicht über einige Fähigkeiten verfügte.
00:17:34: Jenniches nahm die Bilder mit nach Hause, zog Linien nach und trug frische Farbe auf.
00:17:41: Bei einem Gemälde habe er einen Kopf herausgeschnitten.
00:17:45: Der Rest des Werkes war offenbar trotz seiner herausragenden Talente nicht zu retten.
00:17:50: Und weil er einmal dabei war, zog er auch noch die Signaturen der Künstler nach.
00:17:55: Bei einem Gemälde von Otto Müller schrieb er aus Versehen Heckel drunter.
00:17:59: Auf ein anderes malte er Max Pechstein's Monogramm MP, obwohl es nicht von Pechstein war.
00:18:07: Und was sagt der Mann, der die Bilder kaufte und weiterverkaufte?
00:18:11: Der Stadtanzeiger hat zitiert in seinem Bericht den Mitangeklagten und so erfährt man auch etwas über den Wert der Bilder.
00:18:17: Denn natürlich fragt man sich, was denn in der Nachkriegszeit für moderne Kunst bezahlt worden ist.
00:18:23: Schubner
00:18:23: bestreitet auf der ganzen Linie, sich strafbar gemacht zu haben.
00:18:27: Er habe sich nicht als Kunsthändler betätigt, sondern lediglich einige Bilder absetzen müssen, als er in Not geraten sei.
00:18:34: Die von ihm gezeiten Preise seien durchaus angemessen und gänzlich unverdächtig.
00:18:38: Ein bekannter von ihnen habe nachweislich ein Bild von Max Ernst beim Trödler für ganze sieben Markt gekauft.
00:18:44: Dieses Bild befinde sich heute im Privatbesitz.
00:18:47: Schubner hat das Bild erworben, indem er es gegen einen Sack Boden eintauschte und dann weiterverkaufte.
00:18:53: Einen George Groß habe er für ein halbes Fund Butter gekauft und es sei ihm durchaus glaubhaft, wenn ich es ihm gesagt habe, dass er die Bilder von emigrierten Juden erhalten habe.
00:19:03: Dass hier nicht mit fünf Bildern angekommen sei, wäre weiter nicht verdächtig gewesen, denn damals seien die Bilder moderner Maler in Mengen auf dem Markt gewesen.
00:19:12: Moderne Kunst für einen Sackbohnen oder ein halbes Pfund Butter.
00:19:17: Hausweißer Jenniches wahrt vor Gericht um Verständnis für sein Handeln mit fremdem Eigentum.
00:19:23: Auch er verwies auf die schwierige Versorgungslage in der zerstörten Stadt.
00:19:27: Bei der Bergung der Kiste mit den Bildern aus dem Keller waren sein Anzug und seine Schuhe kaputt gegangen, erzählt er und sei es doch wohl angemessen zwei Bilder zu verkaufen, um neuen Stoff bezahlen zu können.
00:19:41: Ab der Währungsreform hatten wieder einige Geld, dass man in bleibende Werte anlegen konnte.
00:19:50: Moderne Kunst war der offenbar ein höchst interessantes Anlagobjekt.
00:19:55: Schubner zahlt Jenniches nun deutlich mehr.
00:19:58: Jenniches erweist sich als cleverer Geschäftsmann.
00:20:01: Schubmann bestreitet aber standhaft.
00:20:04: dass er mit den Bildern aus jeniches Kiste viel Geld verdienen wollte.
00:20:08: Er wollte auch nie ein Kunsthändler sein, er habe einige Bilder nur verkauft, weil er zeitweise in finanzieller Not gewesen sei.
00:20:16: Alles was er sagte vor Gericht war wenig glaubhaft, doch das hatte keine Auswirkungen auf das Urteil.
00:20:23: Es gab keine Beweise für eine Täuschungsabsicht, so das Gericht.
00:20:28: Es geht davon aus, dass Schubner bei dem Kauf der Bilder aus jeniches Kiste gutgläubig gewesen ist.
00:20:35: So habe er jeniches die Lüge von den Geschenken jüdische Immigranten abgenommen und bei den gefälschten Bildern habe er gedacht, es sei ein Originale.
00:20:44: Man glaubt es kaum, Schubner wird freigesprochen.
00:20:48: Und auch der Hausmeister kann sich freuen.
00:20:51: Bereits der Staatsanwalt hatte nur fünfzehn Monate Haft gefordert.
00:20:54: Am Ende wird es weniger.
00:20:56: Jenniches wird wegen Liebstahl, Betrug- und Urkundenfälschung zu einem Jahr Gefängnis verurteilt.
00:21:02: Und diese Strafe wird zur Bewährung ausgesetzt.
00:21:05: Auch Jenniches muss also nicht ins Gefängnis.
00:21:08: Das Verfahren wegen Liebstahlsterbilder vor nineteenhundertvierzig wurde ganz eingestellt, weil die Straftat verjährt war.
00:21:16: Der Kölner Stadtanzeiger hat zitiert am zwanzigsten September neunzehntfünfzig aus der Urteilsbegründung.
00:21:22: Jenniches habe mit seinem Bilderdiebstahl einen schweren Vertrauensbruch dem kölnischen Kunstverein gegenüber begangen und ihm sei auch klar gewesen, welche schädlichen Folgen seine Fälschung für den Kunstmarkt haben würden.
00:21:33: Auf der anderen Seite habe er ein umfassendes Geständnis abgelegt und es sei zweifelsfrei, dass er in Not gehandelt habe und ein Opfer der turbulenten Zeit geworden sei.
00:21:43: Aus dem Fälscher und Betrüger wird ein Opfer der turbulenten Zeit.
00:21:48: Es ist schon ziemlich befremdlich, wenn man heute Artikel aus der nahmaligen Zeit liest.
00:21:52: und das Befremden steigert sich, wenn man bedenkt, dass die Bilder, die Jenniches verkauft hat, ja jemandem gehört haben.
00:21:59: Das spielt aber, wie gesagt, überhaupt keine Rolle.
00:22:03: Im ersten Artikel zum Prozessbeginn ist von einer jüdischen Mitbürgerin die Rede, die Bilder ihrer Sammlung dem Kunstverein zur Aufbewahrung übergeben habe.
00:22:13: Wir haben es in den Zeitungsausschnitten eben gehört.
00:22:15: Sie bleibt namenlos, obwohl sie keine Unbekannte ist und obwohl sie die NS-Zeit überlebt hat.
00:22:22: Aus heutiger Sicht würde man diesen Umgang mit der sogenannten Raufkunst zurecht als den eigentlichen Skandal der Geschichte sehen.
00:22:30: Der Prozess sorgte für bundesweites Aufsehen.
00:22:34: Allerdings ging es auch bei Zeitungen wie der Zeit oder dem Spiegel nicht darum, woher die Bilder stammten und wem sie eigentlich gehörten.
00:22:43: Hier ging es eher um die Qualität von moderner Kunst und die seltsamen Funktionsweisen des Kunstmarkts.
00:22:49: Ein Ausschnitt aus der Zeit vom Oktober.
00:22:53: Bilderfälscher hat es zwar immer gegeben, doch in Köln ist der Fall besonders delikat.
00:22:58: Denn die größten Kölner Kunstsammlungen und Museen haben von Schuppner in den Handel gebrachte Bilder angekauft.
00:23:05: Viele, die über den Prozess lachen, lachen nicht über Jenniches, sondern über die moderne Malerei.
00:23:11: In Wirklichkeit hat dieser Prozess nur gezeigt, dass wirkliche Kennerschaft etwas Schweres und daher sehr seltenes ist.
00:23:18: Und ferner, dass der sogenannte Kunsthandel in den Nachkriegs- und Vorwährungswirren ungesund angeschwollen war.
00:23:25: Man bekam in Zeugenstand allerlei wildes Gewächs als Kunsthändler vorgesetzt.
00:23:30: Auch auf diesen Gebiete muss recht bald und recht radikal die Spreu vom Weizen geschieden werden.
00:23:35: Der Spiegel legt seinen Schwerpunkt in der Berichterstattung auf die Person Schuppners.
00:23:40: Er listet seine schon in der NS-Zeit begangenen Betrügereien auf und auch hier geht es im Grunde um die ganze Kunstzene, die Qualität von moderner Malerei und einen Markt, der es Betrügern und Fälschern leicht macht.
00:23:54: Der Spiegelautor spottet über Schubner, obwohl andere Medien ihn durchaus als akzeptablen Maler beschreiben.
00:24:01: Er macht sich lustig über eine Ausstellung, bei der Bilder gezeigt werden sollten, die Schubner selbst gemalt hat.
00:24:07: Die Ausstellung sei ohne ihn eröffent worden.
00:24:10: Der dreiundfünfzigjährige, elegant mit Vorliebe in Weißkraum zwei Reier, gelben Hemd, blauer Krawatte und roter Zipfelmütze ist verreist.
00:24:20: Vorläufige Anschrift, Klingel-Piz-Einundfünfzig, Männerhausabteilung, Untersuchungsaft.
00:24:26: Der Spiegel schildert mit ironischem Unterton die wechselvolle und wenig erfolgreiche Karriere-Schubners als Kunsthändler, als Maler und als Betrüger.
00:24:35: Da wird ein Mann beschrieben, der sich selbst überschätzt.
00:24:38: Schubner selbst habe wohl gedacht, dass er zu den Exponenten des Kölner Kunstlebens gehörte, hatte sich doch gerade erst Kölns Generalintendant von ihm malen lassen, so der Spiegel.
00:24:50: Etwas spöttig, umso enttäuschter muss er dann wohl gewesen sein, als man ihn nicht eingeladen hatte, sich mit eigenen Werken an eine Ausstellung über aktuelle Kunst in Köln zu beteiligen.
00:25:02: Maler Kollege Müller-Kraus aus der modernen Galerie in Nippes veranstaltete die einzige Nachkriegs-Schubner-Ausstellung.
00:25:09: Verkauft wurden nur Programme.
00:25:11: Schubners literarischer Beitrag darin, ich zerschnitt ein Auge, ist für nicht eingeweihte schwer verständlich.
00:25:18: Auch mit dem Handel ging es seit der Währungsreform weniger gut, obwohl es in Köln heute Zweihundertundfünfzig lizenzierte Kunstdenner mehr als vor dem Kriege gibt.
00:25:28: Mancher weiß noch gar nicht, dass er Schubner aufgesessen ist.
00:25:31: Andere wollen es nicht wissen.
00:25:34: Die Staatsanwaltschaft forderte alle Welt durch Zeitungsnotiz auf, sich mit den Bildern zu melden.
00:25:40: So etwas ist unangenehm.
00:25:41: Auch wegen der Steuern.
00:25:43: Auf Zimmer onehundertsehnundachtzig im Justiztempel am Appellowplatz hörte Oberstaatsanwalt Dr.
00:25:49: Bonnenberg dieser Tage zum ersten Mal von der Affäre.
00:25:53: Er fiel aus allen Wolken und sorgte sich um seinen Wandschmuck, den dieser an Schubners Mithäftlingen jeniches zur Restoration gegeben hat.
00:26:01: Auch im Spiegel oder in der Zeit fällt der Name der Beraubten also der Opfer dieses Betrugs und Diebstahls nicht.
00:26:08: Opfer sind andere.
00:26:09: Der Kunstmarkt, die leichtgläubigen Kunstliebhaber, die Käufer der Bilder und dem Zweifel sogar Schubner und jeniches selbst eben dann als Opfer turbulenter Zeiten.
00:26:19: Keiner sieht da ein großes Problem in der Tatsache, dass jemand einfach so Bilder von Immigranten verkaufen kann.
00:26:27: Das Recht am unversehrten Eigentum spielt keine Rolle, genauso wenig wie das Thema Wiedergutmachung.
00:26:32: Und auf die Idee Kontakt zur Familie Hess aufzunehmen, ist wohl auch keiner gekommen.
00:26:37: Zumindest hat man das nicht für nötig gehalten.
00:26:40: So eine Kontaktaufnahme wäre übrigens gar nicht so schwer gewesen, denn die Eigentümer der Bilder hatten sich bereits nineteen hundert und vierzig, also drei Jahre vor dem Prozess beim kölnischen Kunstverein gemeldet und nach dem Verbleib der dort deponierten Bilder gefragt, ohne Erfolg.
00:26:57: So endet der Prozess.
00:26:59: Die Angeklagten verlassen den Gerichtssaal als freie Menschen.
00:27:02: Der Schaden, der den Bestohlenen entstanden ist, spielt keine Rolle.
00:27:06: Der Begriff Raubkunst ist damals noch völlig unbekannt.
00:27:09: Offenbar war es völlig normal, wenn jemand den Besitz von jüdischen Immigranten verkaufte.
00:27:16: Wie ging es weiter?
00:27:17: Nach diesem sehr bemerkenswerten Urteil des Kölner Landgerichts, der Kölnische Kunstverein, kündigte seinem Hausmeister und übergab, immerhin, sechs Gemälde an die Familie Hess, mehr war nicht mehr übrig.
00:27:30: Was aus Jädiches wurde, habe ich nicht rausbekommen.
00:27:33: Vielleicht hat er weiter gemalt.
00:27:34: Vielleicht weiß jemand, der uns hier zuhört, wer er oder sie darf sich gerne melden.
00:27:40: Robert Schuppner zieht sich im Bergischen Lamm zurück, wo er bis zu seinem Tod, neunzehntundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundund hat Auswirkungen bis in die heutige Zeit.
00:28:09: Das liegt auch daran, dass längst nicht alle Kunstwerke wieder aufgetaucht sind, die jeniches aus der Kiste geholt und Schubner auf den Markt gebracht
00:28:17: hat.
00:28:17: Da wird manches geraubte Bild heute in privaten Räumen hängen.
00:28:22: Einige sind wieder aufgetaucht.
00:28:25: Das sind die Gemälde, die in Museen zu sehen oder die bei Versteigerungen aufgetaucht sind.
00:28:30: Und in nicht wenigen Fällen ist heftig diskutiert worden, ob man sie an die Familie Hess zurückgeben muss.
00:28:37: Da wird zum Teil sehr aufwendig geforscht, um die Geschichte der Bilder zurückzuverfolgen.
00:28:42: Wer hat wann das Bild besessen, weiterverkauft, zum Kauf angeboten?
00:28:47: Das geschieht meistens mit der Absicht, irgendwas zu finden, was gegen eine Rückgabe sprechen könnte.
00:28:53: Bei den Debatten um den Umgang mit NS-Raubkunst geht es im Grunde immer um die gleiche Frage.
00:28:59: Nicht jedes Gemälde aus dem Besitz von Verfolgten im NS-Regime kam durch Enteignung oder Raub in andere Hände.
00:29:06: Manches wurde mehr oder weniger freiwillig verkauft, um zum Beispiel eine Flucht oder ein Leben im Exil zu finanzieren.
00:29:15: Auch Teckler Hess hatte Galeristen beauftragt, das ein oder andere Kunstwerk auf den Markt zu bringen.
00:29:21: Darf ein Museum in so einem Fall das Gemälde ohne eine Entschädigung behalten.
00:29:26: Klar ist ja auch, dass so ein Verkauf unter Druck zu anderen Preisen geführt hat als ein normales Angebot auf dem Kunstmarkt.
00:29:34: Das Thema Raubkunst sorgt bis heute für Streit.
00:29:37: Vielleicht erinnert sich manche oder mancher an die Diskussion um die Rückgabe eines Bildes aus dem Berliner Brücke-Museum vor ein paar Jahren.
00:29:45: Da ging es um ein Gemälde von Ernst Ludwig Kirchner, das unzweifelhaft aus der Kiste im Keller des kölnischen Kunstvereins stand.
00:29:53: Es gab viele einflussreiche und lautstacke Gegner der Rückgabe.
00:29:57: Einige haben dann den damaligen Berliner Bürgermeister und den Kultursenator der Stadt sogar wegen Untreue und Unterschlagung angezeigt.
00:30:05: Wenn man da sich die Debatte nochmal anschaut und liest, was geschrieben wurde, ist eigentlich noch schlimmer, dass sich die beiden Seiten, also Rückgabegegner wie Rückgabebefürworter, gegenseitig des Antisemitismus bezichtigt haben.
00:30:20: Am Ende ist das Kirchner Gemälde an die Erbin der Familie Hess zurückgegeben worden.
00:30:26: Bei der Debatte hat sich auch mancher Kollege nicht mit Ruhm bekleckert, das kann man so sagen, da wurde viel geschrieben, was das Feindbild einer geldgierigen Erbin bestärkt, die überall auf der Welt vorstellig wird, um Millionen für die Bilder aus der Sammlung ihrer Großeltern einzusammeln.
00:30:43: Diese Erbin heißt Anita Halpin.
00:30:46: In der Berichterstattung wird selten verschwiegen, dass man es hier mit einer strammen Kommunistin zu tun habe, die Millionen für die Bilder ihrer Großeltern verlangt, aber offenbar keinem verrät, was sie mit dem Geld macht.
00:30:59: In Reichtum scheint die Frau nicht zu leben.
00:31:02: Halpin war die Vorsitzende der Kleinstpartei Communist Party of Britain.
00:31:08: Ob gewollt oder nicht, wenn man das so schreibt, schwingt die alte Verschwörungstheorie der Nazis vom jüdischen Bolshevismus mit.
00:31:17: Da werden mal eben die alten Klischees und Vorurteile neu aufgebrüht, um ein Feindbild auszubauen.
00:31:24: Bilder aus der alten Hess-Sammlung sind an vielen Orten wieder aufgetaucht, in New York, in der Schweiz, aber auch in deutschen staatlichen und städtischen Museen, so in der Staatsgalerie Stuttgart, im Essenerfolgbankmuseum oder im Ludwig-Hack-Museum in Ludwigshafen.
00:31:41: Da fragt man sich natürlich, wie sieht es denn in Köln aus?
00:31:44: Nichts wäre naheliegender, als auch hier das eine oder andere Bild der Sammlung Hess zu vermuten.
00:31:50: Und da müssen wir zum Abschluss ein weiteres, peinliches wie pikantes Detail aus den Ermittlungen erwähnen.
00:31:57: Einer der wichtigsten Männer der Kölner Kultur- und Nachrichtspolitik war der Sammler Josef Haubrich.
00:32:03: Der Name ist schon gefallen.
00:32:05: Haubrich saß für die SPD im Stadtrat.
00:32:07: Er stellte wichtige Weichen für die Kunststadt.
00:32:10: Der Rechtsanwalt war selbst Sammler und ein großzügiger Förderer.
00:32:15: Und er war damals, als der Skandalauflug, der Vorsitzende des Kölnischen Kunstvereins, also im Grunde der Chef des Bilderfälschers und Betrügers, jenich ist.
00:32:26: Aber nicht nur das.
00:32:27: Hauberich hatte, in N.A.t.
00:32:28: neunundvierzig, selbst ein Bild von Schubner gekauft, ohne zu wissen, wo der das her hatte.
00:32:35: Ein Original von Max Ernst mit dem Titel Die Kreuzigung.
00:32:39: Dieses Bild befindet sich heute im Besitz des Museum Ludwig.
00:32:43: Hauberich hat das Bild der Stadt geschickt.
00:32:46: Da liegt die Frage nahe, ist denn wohl Anita Halpin auch schon beim Kölner Museum Ludwig vorstellig geworden.
00:32:53: Die Stadt hat mittlerweile die Geschichte aller Bilder der Sammlung Haubrich erforschen lassen.
00:32:57: Das Ermittlungsergebnis im Falle der Kreuzigung ist nicht eindeutig, wie man mir sagte.
00:33:03: Allerdings geht das städtische Referat für Museumsangelegenheiten mit an Sicherheit grenzen der Wahrscheinlichkeit davon aus, dass sich in der Sammlung Hess keinerlei Kunstwerke von Max Ernst befunden haben.
00:33:16: Auch weitere Recherchen mit verschiedenen Quellen wie dem Werksverzeichnis des Künstlers haben offenbar keinerlei Hinweise erbracht, dass Haubrichs Geschenk aus jenisches Kiste stammen könnte.
00:33:28: Schubner soll das Gemälde von einer Bonner Familie gekauft haben, genaues weiß man nicht.
00:33:34: In jedem Fall rechnet man in der Kölner Kulturverwaltung nicht mit einem Besuch von Frau Halpin.
00:33:39: Das war die Geschichte vom Fälscher im Kölnischen Kunstverein.
00:33:43: Wer sie noch mal nachlesen möchte, es ist eine der Geschichten, die ich für das Buch Köln in Trümmern recherchiert habe.
00:33:50: Da geht es um Kriminalfälle, die alle ihren Ausgang in den letzten Monaten der Diktatur und des Krieges nehmen und dann zum Teil jahrzehntelang Justiz, Polizei und die Öffentlichkeit beschäftigen.
00:34:03: Ein Fazit all dieser Recherchen ist klar, eine Stunde null nach dem Zusammenbruch des NS-Regimes hat es nicht gegeben.
00:34:11: Das war's für heute.
00:34:12: Dank auch an Laura Ostendner und Charlotte Großhohnacker, die als Sprecherinnen mitgemacht haben.
00:34:18: Wenn Sie uns schreiben wollen, können Sie das gerne tun.
00:34:21: Nicht nur, wenn Sie zum Beispiel wissen, wie das Leben des malenden Ex-Hausmeisters des Kunstvereins weitergegangen ist.
00:34:27: Haben Sie Vorschläge, Hinweise,
00:34:30: Kritik
00:34:30: und Ideen?
00:34:32: Dann schreiben Sie uns.
00:34:38: truecrime.de.
00:34:42: In zwei Wochen sind wir wieder mit einer neuen Folge am Start.
00:34:45: Dann wird es hier ein bisschen weihnachtlich, nachdem wir uns bei Truecrime Köln ja schon mit den Stadtpatronen Severin und Ursula beschäftigt haben, wenn wir uns dann mit dem äußerst blutigen Mathürium des Heiligen Gerion
00:34:58: befassen.
00:34:59: Da berichten uns die Geschichten unter anderem von hunderten Ermordeten auf dem Gebiet des heutigen Ehrenfeld, aus denen dann Schutzheilige wurden.
00:35:09: Dazu dann mehr.
00:35:11: Bis dahin gilt wie immer, bleiben Sie wachsam, aber bitte auch gelassen.
00:35:15: Tschö.
00:35:17: True Crime Kallen mit Helmut Frangenberg.
00:35:21: Alle zwei Wochen eine neue
00:35:23: Folge.
00:35:23: Überall da, wo es Podcasts
00:35:25: gibt und auf ksda.de.
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