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Massenmord vor den Toren Kölns: Die Geschichte des Heiligen Gereon

Shownotes

Die Chronisten haben eine ziemlich genaue Vorstellung davon, wie, wann und warum Kölns Stadtpatron Gereon und seine Gefährten vor den Toren Kölns umgebracht worden sind. Sie beschreiben ein blutiges Massaker um das Jahr 304 nach Christus - eine Strafaktion römischer Heerführer, weil sich Gereon und seine Einheit nicht dazu zwingen lassen wollten, auf den Kaiser zu schwören, der sich selbst als gottgleichen Herrscher sah. Gereon, Gregorius und Hunderte Soldaten wurden so zu frühen christlichen Märtyrern und so zu himmlischen Beschützern Kölns. Was ist dran an dieser Legende, die so wichtig für die Geschichte der Stadt und ihr Selbstverständnis wurde? Dieser Frage geht „True Crime Köln“, die Podcastreihe des Kölner Stadt-Anzeiger über wahre Kriminalfälle in Köln und in der Region, in einer vorweihnachtlichen, neuen Folge nach. Zu Gast im Studiogäste sind der Domkapitular Dominik Meiering, der als Innenstadtpfarrer auch für die prachtvolle Basilika zu Ehren des Heiligen Gereon zuständig ist, und der Leiter des Historischen Archivs des Erzbistums, Joachim Oepen. Im Interview streiten sie für einen mutmaßlich „wahren Kern“ der Geschichte, für die es tatsächlich keinen einzigen historischen Beleg gibt. Doch was heißt das schon, wenn eine Legende eine solche Wirkung über Jahrhunderte entfaltet und letztlich historisches Fakten schafft? Oder haben wir es mit einem groß angelegten Betrugsfall zu tun, weil sich nach der Entdeckung eines römischen Friedhofs aus den Knochen von dort Begrabenen wertvolle Reliquien machen ließen? Wer mehr über die Kirche St.Gereon, Kirchenführungen und Konzerte dort erfahren will, findet Informationen im Netz unter der Adresse https://www.katholisch-in-koeln.de/ueber-uns/st-gereon/ Infos zum Kölner Krippenweg findet man hier.

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Transkript anzeigen

00:00:02: True Crime Köln, der Podcast des Kölner Stadtanzeiger.

00:00:06: Über wahre Verbrechen, spannende Geschichten und spektakuläre

00:00:11: Fälle.

00:00:12: Es muss ein regelrechtes Blutbad gewesen sein, dass sich knapp zwei Kilometer jenseits der Stadtmauer abgespielt hat.

00:00:20: Henker warten durch das Blut ihrer Opfer, um weitere mit ihren kurzen Schwertern hinzurichten.

00:00:27: Eigentlich sollte man gemeinsam Richtung Norden und Westen ziehen, um Aufstände zu bekämpfen.

00:00:32: Doch der mächtige Mann in der Hauptstadt verlangte absoluten Gehorsam.

00:00:37: Er beansprucht göttliche Autorität.

00:00:40: Seine Soldaten müssen ihm nicht nur die Treue schwören, sie sollen ihm Opfer bringen.

00:00:45: Wer nicht an ihn oder die römische Götterwelt glaubt und sich stattdessen eine andere Religion anschließt, muss sterben.

00:00:52: Militärischer Gehorsam ist Diocletian nicht genug.

00:00:56: Der Kaiser hat die letzte große Christenverfolgung im Römischen Reich in Gang gesetzt und seine Kommandanten setzen um, was er verlangt.

00:01:04: Wer sich weigert, den römischen Göttern und dem Kaiser ein Opfer zu bringen, muss sterben.

00:01:09: Zunächst wird jeder Zehnte geköpft, doch das beeindruckt die anderen nicht.

00:01:14: Am Ende sind es angeblich Hunderte, die vor den Toren Kölns sterben müssen.

00:01:18: Aus ihnen werden die ersten Schutzpatrone der Stadt.

00:01:25: Herzlich willkommen zu einer neuen Folge von True Crime Köln, der Podcast-Reihe des Kölner Stadtanzeiger über Ware verbrechen in Köln und in der Region.

00:01:34: Das mit der Wahrheit ist so eine Sache, das werden wir heute im Laufe dieser besonderen Folge sehen.

00:01:40: Es ist so eine Sache auch mit den Legenden, die so wichtig sind für das Selbstverständnis einer Stadt wie Köln.

00:01:46: Blutig sind sie, sehr blutig sogar.

00:01:49: Sie berichten von grausamen Gemetzeln, bevor dann aus den Opfern Schutzpatroner und Heilige werden.

00:01:56: Wir haben das bei der Kölner Schutzpatronin der heiligen Ursula bereits ausgiebig erörtert und heute nehmen wir uns den anderen wichtigen Patron vor, den heiligen Gerion.

00:02:07: Was ist wahr, was nicht, was ist, wenn der Bericht von blutigen Massakern erfunden wurde, ist dann der Erfinder der Geschichte der eigentliche Verbrecher?

00:02:16: oder sind es die, die mit den mutmaßlichen Knochen der heiligen Jahrhunderte lang gute Geschäfte gemacht haben.

00:02:22: Es geht also um Mord und Totschlag, aber möglicherweise auch um Betrug im ganz großen Stil.

00:02:28: Die Geschichte rund um den Heiligen Gerion hat eine aktuelle Dimension bekommen, die wir nicht unerwähnt lassen werden.

00:02:35: Die Stadt hat ja die Mohrenstraße umbenannt, die an die Soldatentruppe erinnert hat, mit der Gerion nach Köln gekommen war.

00:02:43: Dazu später mehr.

00:02:45: Wie lassen wir diese Weihnachtsfolge von Shookheim Köln beginnen?

00:02:50: Es gibt ein auch viele Jahre nach seinem Erscheinen immer noch ganz wunderbares Buch mit dem Titel Kölner sagen.

00:03:05: Einen Vorläufer gab es schon in den Dreißigerjahren und darin in diesem Buch hat Goswin Peter Gart alle möglichen Geschichten, Legenden und Sagen aus Köln zusammengetragen und neu erzählt.

00:03:17: Von Ursula und Gerion über die Wette des Dombaumeisters mit dem Teufel bis zu den Heinzelmännchen.

00:03:24: Nach dem Zweiten Weltkrieg übrigens schrieb Gart unter dem Pseudonym Shang vom Vogelsang auch Kölschekolumnen für den Kölner Stadtanzeiger.

00:03:33: Und so beginnt bei ihm die Geschichte vom Heiligen Gerion und seinen Gefährten.

00:03:39: Als der römische Kaiser Karros vom Blitz erschlagen und sein Sohn Numerian ermordet worden war, riefen die im Orient kämpfenden Legionen den Diokletian zum Kaiser aus.

00:03:50: Dieser, ein Feldherr des Karros, machte seinen Freund Maximilian zu Mitregenten und unterstellte ihm das weströmische Reich, während er selbst im Osten blieb.

00:04:00: Beide Cesaren dachten daran, Rom wieder so mächtig zu machen, wie es zu der glorreichen Zeit des Augustes gewesen war.

00:04:07: Ferner beabsichtigten sie, die altrömische Götterverehrung neu zu beleben und geboten darum, dass die Christen aus Belutigse verfolgt würden.

00:04:16: Endlich gingen sie gar so weit, dass sie für sich selbst göttliche Ehren verlangten.

00:04:21: Zur Zeit dieser beiden Césarien erhob sich, wie so oft schon, ein gallischer Volkstamm.

00:04:26: Maximilian wollte den Aufstand niederschlagen, besaß aber nicht genug Truppen dazu.

00:04:31: So musste er Diocletian um Hilfe anrufen und erhielt von diesem Leben anderer Kriegsvölkern auch eine Legion, die im Oberägyptischen Theben ihren Standort hatte und deshalb die Tibetische Legion genannt wurde.

00:04:43: Soweit sie in Italien angekommen war, schickte Maximilian sie über die Alpen.

00:04:48: Doch kaum hatte sie das bei Lieserland erreicht, als ihr Anführer Mauritius benachrichtigt wurde, er hätte in dem dortigen Lager weitere Befehle abzuwarten und fürs Nächste nur einige Kohorten weiter nordwärts in das Land der Treverer und Ubië vorauszuschicken.

00:05:04: So kam es, dass die Legion nicht geschlossen beisammen blieb.

00:05:08: Ein kleiner Trub marschierte nach Trier.

00:05:10: Eine weitere Schade kam nach Bonn, Ein dritter Trupp strebte weiter auf Köln zu, wo die Leute am Abend des neunten Oktober, zweihundertsechs und achtzig anlangten und sich sogleich in das dortige Herlager begaben.

00:05:23: Es wird berichtet, dass sich diese tibäischen und maurischen Legionäre in vielem von den sonstigen römischen Soldaten unterschieden.

00:05:30: Sie waren nicht so rau und rücksichtslos wie diese, sondern still, verhalten und recht freundlich.

00:05:36: Sie hatten eine dunklere Hautfarbe und waren im Körperbau schlanker und geschmeidiger.

00:05:41: Gesellsame Zeichen sollen sie auf ihren Kleidern und Waffen getragen haben.

00:05:45: Abends, ehe sie sich nach dem langen Marsch zur Ruhe begaben, sah man sie noch eine Weile bei den Zelten des Gerion und Gregorius zusammenstehen und beten.

00:05:54: Als sie Dunkelheit vollend zerreingebrochen war, lang sie bereits im Stroh und schliefen.

00:05:59: Wer aber von ihnen ahnte da wohl, was noch zugleich in Nacht über sie verhängt wurde.

00:06:07: Soweit der Beginn der Erzählung des Geschichtensammlers Goswyn Peter rat.

00:06:11: Wir erzählen die Geschichte weiter und das machen wir mit zwei Gästen im Podcaststudio des Kölner Stadtanzeiger.

00:06:18: Bei uns ist Dominic Mayering, der leitende Pfarrer der Kölner Innenstadt Gemeinden, zu denen auch Sankt Ursula und Sankt Gerion gehören.

00:06:26: Er ist nicht nur Pfarrer und Domkapitular, sondern auch promovierter Kunsthistoriker.

00:06:32: Außerdem begrüßen wir Joachim Öpen, er ist der Leiter des historischen Archivs des Erzbistums Köln und ein Experte für die Kölner Kirchengeschichte.

00:06:41: True Crime Köln-Hörerinnen und Hörer kennen ihn von unserer Folge über den halben Severin, Kölns Schutzheiligen, dessen Kopf auf ungeklärte Weise abhandengekommen ist.

00:06:52: Wir haben uns da Kölns ältestem Cold Case angenommen und nach Spuren gesucht, also heute geballte Kompetenz bei True Crime Köln.

00:07:01: Bleiben wir erst einmal bei der überlieferten Geschichte von Gerion und seinen Gefährten.

00:07:07: Goswin Peter Rath schreibt von zwei Soldatengruppen, die da gemeinsam in Köln angekommen sind.

00:07:13: Dreihundertachzehn Mann der Teebäischen Legion unter der Führung von Gerion und dreihundertsechzig Mann einer maurischen Kohorte unter der Führung von Gregorius.

00:07:23: Wir haben es eben gehört, die Männer legen sich schlafen, keine Ahnte was kommen würde.

00:07:28: Wie geht die Geschichte weiter, wie endet sie?

00:07:31: Naja, also es endet natürlich tragisch, wie man das bei einer Märtyrlegende erwarten darf.

00:07:36: Wenn man dann in diese Erzählung genau hinein liest, dann kann man also nachlesen, als dann die kaiserlichen Befehlshaber den Befehl erhielten, alle Christen zum Opfer für die Götter zu zwingen, da wurden auch Gerion und seine Gefährten vor sie hingeführt.

00:07:51: So, und dann wären sich aber Gerion und seine Gefährten und sie sagen dann, So steht es in der Legende.

00:07:57: Wir sind Diener Christi des Warenkönigs, also im Unterschied zum Kaiser.

00:08:01: Und ihm allein bringen wir Opfer des Lobes da, nicht aber den Dämonen.

00:08:06: So, und dann verharren sie natürlich brav im Gebet und sie bieten also den Geist in ihre Mitte hinein.

00:08:13: Ja, und dann entscheiden sie sich, nein, wir werden nicht dem Schöpfer unserer Seele untreu werden.

00:08:20: Christus allein ist unser Leben.

00:08:23: Und der Richter kommt dann auf sie zu und sagt, ihr seid Soldaten des Kaisers, warum verweigert ihr ihm dem Gehorsam?

00:08:30: Und dann kommt dieser berühmte Satz, wir dienen dem Kaiser, solange er uns nicht befiehlt gegen den himmlischen König zu handeln.

00:08:37: Wenn aber ein irdischer und himmlischer Befehl einander widersprechen, dann gehorchen wir dem Schöpfer, nicht dem Menschen.

00:08:44: Und dann kommt es eben zu der Hinrichtung dieser... berühmten Disziplinarmaßnahme, die bekannt ist aus den römischen Truppen, das also jeder zehnte Dezimieren nennt man das, dann enthauptet wurde.

00:08:57: In der Hoffnung, die Truppen dann wieder in die Vollmacht des Kaisers und Herführers hinein zu bekommen.

00:09:05: Aber bei der Gerion Schar war es dann so, dass sie sich alle Weigerten zurückzukehren auf die Linie des Kaisers und sich dann alle haben hinrichten lassen.

00:09:15: So geht die Legende.

00:09:16: Das ist ja furchtbar brutal, ne?

00:09:18: Furchtbar brutal, ja.

00:09:19: Also man kann sich das heute gar nicht mehr vorstellen, aber allein so.

00:09:23: eine Disziplinarmaßnahme war natürlich in diesem römischen Imperium, das ja nicht nur rund ums Mittelmeer, sondern sich dann auch nach und nach nach Gallien und Germania in Ferio ausgebreitet hatte, notwendig.

00:09:35: Irgendwie musste man die Truppen beieinanderhalten, das Imperium sichern.

00:09:39: Und der Ankerpunkt war eben der Kaiser.

00:09:42: Das ist schon Jesus so gegangen.

00:09:43: Wenn man dem Kaiser nicht opfert, wenn man den Kaiser nicht hochhält, dann kommt man in den Konflikt.

00:09:47: Am Schluss dieser Geschichte stirbt dann eben auch Gerion als Anführer.

00:09:51: Ist kein anderer mehr da, dann muss er auch sterben.

00:09:53: Absolut, genau.

00:09:54: Wichtig ist für die Geschichte noch, dass es ja dann eine Bewegung gibt.

00:09:58: Also wir haben ja zu tun mit zwei Orten auf dem Stadtgebiet.

00:10:03: Also dort, wo sie hingerichtet werden, werden sie nicht verschart, sondern sie werden an einen Ort gebracht.

00:10:08: Das ist noch wichtig für die Legenden.

00:10:10: Ja, also wir haben da Sankt Mächtern in Ehrenfeld.

00:10:13: Das ist der legendäre ... Dort, wo die Soldaten hingerichtet wurden und dann wurden sie in einen Brunnen geworfen, so berichtet uns die Legende, wo der steht, wissen wir nicht genau.

00:10:23: Aber man hat dann später eben diesen Ort identifiziert mit dem frühchristlichen Gräberfeld an St.

00:10:30: Gerion und ist davon ausgegangen, dass dort eben diese Bestattung stattgefunden

00:10:33: ist.

00:10:33: Dass dort der Brunnen ist, dass der Kirche über den Brunnen gebaut hat.

00:10:37: Was glaubt man über die Täter zu wissen?

00:10:41: Das waren einfach brave Soldatenführer, die

00:10:46: dann zu hinkern werden.

00:10:47: Die, die die Befehle des Kaisers ausführen.

00:10:51: Das war nicht nur erwartet, sondern unumgänglich.

00:10:53: Sonst wären sie selbst dran gewesen.

00:10:55: Was ungewöhnlich ist an dieser Legende ist, dass nicht nur eine genaue Zeitangabe überliefert ist, sondern auch präzise Ortsangaben.

00:11:04: Sankt Mechtern ist schon gefallen als Ort.

00:11:06: Das ist wichtig.

00:11:07: Es gibt zwei Kirchen, die sich auf das Materium beziehen.

00:11:11: Den Namen Mechtern muss man vielleicht noch mal eben erklären.

00:11:13: Wo kommt der her?

00:11:13: Das ist kein Heiliger dieser Mechtern, das ist keine Person.

00:11:16: Also in den ersten Fassungen der Erzählung war immer Sankt Gerion, der Ort des Martyriums.

00:11:23: Und so eine Legende, die wächst ja, die verändert sich.

00:11:25: Und das ist dann so um die Jahrtausendwende, heißt es dann, dass Martyrium hätte auf dem freien Feld vor Köln stattgefunden.

00:11:32: Und diese Stelle würde eben Atmachtyres heißen, also zu Deutsch zu den Märtyren.

00:11:38: Und aus diesem Atmachtyres wird dann eben eingedeutscht und zusammengezogen Mächtern.

00:11:44: Und damit eben auch die Kirche Sankt Mächtern.

00:11:48: in Ehrenfeld, in der heutigen Mechternstraße.

00:11:50: Das ist also so der zweite Ort.

00:11:52: Und, naja, Sankt Mechtern entstand dann eben genau an der angeblichen Stelle des Martyriums.

00:12:00: Man hat dann dann Kloster gegründet.

00:12:01: Das war ein erst Augustiner Chor, später Cistercienserin.

00:12:05: Und wer das noch nicht gesehen hat, kann man den Kölnern ja immer und den Kölnern empfehlen, da mal hinzugehen.

00:12:09: Das ist ein Ort, wo wahrscheinlich viele noch nicht wahnsinnig mechtern.

00:12:13: Das ist eine moderne Kirche, aber die Kirche im Zweiten Weltkrieg zerstört worden ist, von Rudolf Schwarz nach Plänen von Rudolf Schwarz wieder aufgebaut.

00:12:20: Es gab mehrere Vorläufer bauten und es gibt auf der Ecke zu Vogelsanger Straße auch noch einen interessanten Brunnen, der an die Blutzeugen, kann man sagen, erinnert.

00:12:29: Genau.

00:12:30: Aber der ursprüngliche Ort ist aber eben immer St.

00:12:34: Gerion und das hängt eben damit zusammen, dass wir da unmittelbar vor den Toren der Römischen Stadt eben diesen wunderbaren Bau haben.

00:12:45: Ein gewaltiger Zentralbau mit einer Kuppel viertes Jahrhundert.

00:12:50: Der steckt ja noch in den heutigen Mauern zum Teil drin und das war ursprünglich wohl ein Mausoleum für eine vornehme Familie, vielleicht auch ein Mitglied des kaiserlichen Hauses, naja und ein solcher Bau, der verlangte ja gerade zu einer christlichen Umdeutung, aber nicht im Sinne einer brutalen Fälschung einer dreißten Erfindung, sondern es war ja jedem klar, hier ist eine größere Zahl von Leuten bestattet, die wohl irgendwie auch was mit dem römischen Militär zu tun gehabt haben und denen Das sieht man an diesem Kirchenbau auch irgendwie eine Verehrung zuteil geworden ist.

00:13:21: Ja, was lag da eben näher, also diesen Bau mit den TBR in Verbindung zu bringen?

00:13:26: Lag das wirklich so nah?

00:13:28: Man könnte auch sagen, man hat einen römischen Friedhof gefunden und das war das Naheliegende.

00:13:32: Naja, aber auf dem großen römischen Friedhof, der nun auch früh christliche Erzeugnisse in sich trägt.

00:13:40: Da steht eben diese fantastische Kirche.

00:13:44: Und man muss sich das vor Augen führen, es gibt die drei größten Kuppelbauten der Antike, ist das Pantheon in Rom, die Hagia Sophia in Constantinople und St.

00:13:52: Gerion.

00:13:53: Erst als dann im fünftzehnten Jahrhundert der Dom von Florenz gebaut wurde, ist die Kuppelgröße von St.

00:14:00: Gerion und diese anderen beiden Kirchen übertroffen worden.

00:14:03: Also das ist ein fantastischer, wahnsinniger Bau gewesen, den man heute auch noch gut nachvollziehen kann.

00:14:10: Und da war eben klar, das muss etwas Besonderes sein.

00:14:12: Es geht ja soweit, dass gesagt wird, die Mutter von Kaiser Konstantin, nämlich Helena selbst, ist die Stifterin dieser Kirche gewesen.

00:14:20: War

00:14:20: sie aber

00:14:20: nicht.

00:14:20: Ja, das ist historisch.

00:14:22: Passt zeitlich nicht.

00:14:22: Ja, es passt nicht so ganz.

00:14:24: Aber es sind nur so zwanzig, dreißig Jahre, die da vielleicht dazwischen liegen.

00:14:28: Und vielleicht ist es sozusagen das, was die Helena immer wollte.

00:14:32: Denn sie hat ja viele andere Dinge auch getan, von den Heiligen, Drei Königinnen über die Stufen, beim Pilatus, über das Gewand Jesu, über die Windeln, was sie nicht alles gefunden hat.

00:14:44: Und natürlich das Wichtigste, die Erhebung des Kreuzes in Jerusalem.

00:14:49: Also, dass sie eine Stifterin gewesen ist, die Gedenkorte.

00:14:54: etabliert hat, an dem man etwas erleben kann, fühlen kann, anpacken kann, sehen kann.

00:14:59: Das steht nun völlig außer Frage und deshalb ist es gar nicht so von weit her geholt, dass sie vielleicht eben auch die Stiftrin dieses Kirchorts vielleicht nicht praktisch, aber doch in Gedanken gewesen sein

00:15:13: könnte.

00:15:14: Also wir sind schon im Mittendrin in viel Vorstellungskraft, die uns das abverlangt und die Helena können wir auch noch mal lange sprechen.

00:15:22: die ja wirklich allerlei gefunden hat.

00:15:24: und dann fragt man sich natürlich, wo sie das alles herhat.

00:15:26: Also ein Nagel, ein Fußnagel vom Kreuz, der dann in Trier zu besichtigen ist in der Schatzkammer dort.

00:15:33: Das ist schon alles, ich sag mal, flapsig sehr abgefahren.

00:15:37: Weißt man denn eigentlich, wie lange diese Geschichte des Gerions schon erzählt wird?

00:15:42: Also man kann ja annehmen, bevor sie aufgeschrieben wird, ist sie über Generationen erst mal weiter erzählt worden.

00:15:47: Also wie weit geht das zurück?

00:15:49: Das geht in der Tat schon zurück bis eben ja fast in die Zeit, in der eben dieser Bau Sankt Geryon entstanden ist.

00:15:58: Und das ist, finde ich, eine ganz spannende Sache, denn die Ursprünge kann man tatsächlich schon im fünften Jahrhundert fassen, aber nicht in Köln, sondern in der westlichen Schweiz, in Saint-Maurice.

00:16:08: Das ist so südlich vom Gen Vosé und an der Stelle soll es eben ein Martyrium haben eines Teils dieser TB-Ligion, Anführer der Heilige Maurizius.

00:16:20: Dieser Teil des Albumraums wird von den Franken erobert.

00:16:23: Damit breitet sich eben dieser Kult der TB ausgehend von Saint Maurice rein abwärts im Frankenreich aus.

00:16:31: Und dann haben wir am Ende ganz verschiedene Abteilungen dieser TB-Ligion, die eben in Trier, in Bonn, in Xanten und Köln.

00:16:40: Das macht hier um Eliten haben.

00:16:42: Und wir wissen, dass so um fünfhundertneunzig muss die Verehrung der T-Behr schon in Köln angekommen sein, denn da gibt es eine Schriftquelle, Gregor von Thur, ein fränkischer Geschichtstreiber, der erwähnt, dass im Zusammenhang eben schon mit dem Kirchenbau St.

00:16:58: Geryon, auch wenn der Name Geryon erst nochmal dreißig Jahre später dazutritt.

00:17:03: Also das heißt, die Geschichte kommt gar nicht ursprünglich aus Köln?

00:17:06: Genau.

00:17:07: Das letzte ein Import.

00:17:09: Das ist erstaunlich, weil man hat ja geglaubt, ihr hättest stattgefunden, aber die Geschichte wird erst mal ganz woanders erzählt.

00:17:16: Ja, aber in der... Legende ist es so, dass eben diese Dezimierung von der wir eben gehört haben, dass die mehr oder weniger Zeit gleich an diesen verschiedenen Orten stattgefunden hat.

00:17:27: Überliefert ist die Pasio Gerionis, die fast verschiedene Legenden um diese tb-ische Legion zusammen.

00:17:34: Ein unbekannte Auto beschreibt, welche Geschichten um das Jahr ein Tausend herum in Köln und in der Umgebung erzählt wurden.

00:17:41: Und da heißt es Gerion und seine dreihundertachzehn Gefährten erwarteten den Ruhm des Materium.

00:17:47: und auch die dreihundertsechzig Soldaten aus Marotanien hätten die ewige Ruhe der heiligen Leiber gewählt.

00:17:54: Das ist glaube ich ein ganz wichtiger und interessanter Aspekt.

00:17:56: Wir kennen das von der Ursula-Legende.

00:17:59: Die Märterer wissen vorher, dass sie sterben werden und sie versuchen erst gar nicht dem Tod zu entkommen.

00:18:06: Ja, es ist das Bewusstsein der Unentrennbarkeit.

00:18:09: Also ich wünsche mir nicht das Martyrium im Sinne von, ich fordere es nicht ein, aber ich gehe ihm auch nicht aus dem Weg.

00:18:17: Und das ist also in der Spätantike eine weitverbreitete Haltung unter den Christen, dieses christliche Zeugnis.

00:18:24: Das heißt, der Martyrium heißt ja wörtlich übersetzt Zeugnis.

00:18:28: Das ist für viele Christen in der damaligen Zeit ein ganz starkes Signal gewesen.

00:18:34: Auf diesen Glauben kannst du dich verlassen, auch wenn der erst relativ kurz sich hier verbreitet hat.

00:18:38: Kann man aus heutiger Sicht kaum nachvollziehen.

00:18:40: Aus heutiger Sicht ist das schwer nachvollziehbar.

00:18:44: Man muss sich darüber im Klaren machen, das gibt vielleicht auch so ein bisschen eine Antwort auf die Frage, warum ist dieser TV-Kult.

00:18:52: Warum hat er eigentlich so eine Anziehungskraft?

00:18:54: Nicht nur Martyrium, sondern wir haben ja hier es mit heiligen Soldaten zu tun.

00:19:01: Und das ist natürlich einfach attraktiv für so eine Gesellschaft, wie die Fränkische war, die eben sehr militarisiert war.

00:19:11: Und wir haben es jetzt hier eben mit der Person, bei den TV und mit der Person zu tun von Soldaten, die gleichzeitig christliche Heilige waren.

00:19:22: Und da lässt sich eben wunderbar dieser kriegerische Habitus der Franken mit dem Christentum versöhnen.

00:19:30: Und das macht eben die Anziehungskraft der TBA für diese frühmittelalterliche Gesellschaft aus.

00:19:37: In diesem Zusammenhang muss man natürlich noch mal herausstellen, welche zusätzliche Bedeutung solche Reliquien hatten.

00:19:43: Ist recht, wenn wir es mit Zeugnissen von Soldaten zu tun haben.

00:19:48: Denn Reliquien waren ja im Mittelalter auch so etwas wie der Versicherungsschutz in einer Stadt, eine Art Versicherungspolize gegen feindliche kriegerische Angriffe oder auch gegen Krankheiten und Seuchen.

00:20:01: Und je mehr Reliquien von Heiligen, man hatte, desto größer.

00:20:05: So dachte man, war der Schutz.

00:20:07: Und da war man natürlich sehr froh, wenn es gleich so viele waren und dann auch noch Kampf erprobte Soldaten.

00:20:14: Wer könnte die Stadt da besser schützen?

00:20:17: Das war ein Versicherungsschutz für die Stadt Köln.

00:20:19: Auf jeden Fall.

00:20:20: Köln ist ja die Stadt mit den meisten Reliquien nach Rom.

00:20:24: Und da sind wir auch ganz stolz drauf.

00:20:25: Es gibt nur ganz wenige Städte, die Sankta heißen.

00:20:28: Also Sankta Jerusalem, Sankta Roma, aber eben auch Sankta Kolonia.

00:20:33: Über Jahrhunderte hinweg haben wir so geheissen hier.

00:20:36: Weil man eben so stolz war auf die vielen Reliquien und Kirchen, die wir hatten.

00:20:42: Die Menschen, die nach Köln kamen, die erlebten Köln wie ein Weltwunder.

00:20:46: Also in diese Stadt zu kommen.

00:20:48: Wir wissen ja, wenn wir von außerhalb kommen, man fährt ja so ein bisschen hier in die Kölner Bucht hinunter, man sieht dann, die Stadt da liegen mit dem Dom.

00:20:56: Und da waren eben viele hochaufragende Türme von Kirchen.

00:21:01: Es gibt eine italienische Kunsthistorikerin, die hat das ja immer verglichen, mit der Ankunft der Auswanderer in New York um nineteenhundert.

00:21:09: Das ist für die so, wenn die dann nach New York kamen, da die Hochhäuser sein, das war für die wie in Weltwunder.

00:21:14: So ist das für die Menschen gewesen, wenn sie nach Köln kamen.

00:21:17: Und dann die Kirchen gesehen haben, die größte Stadt nördlich der Alpen, vierzigtausend Einwohner.

00:21:22: In

00:21:23: Mittelalter,

00:21:23: ja klar.

00:21:24: Damals hatte Köln selbstbewusstsein mit Recht.

00:21:27: Heute hat es selbstbewusstsein aus der Historie

00:21:29: heraus.

00:21:31: Und man muss halt auch einfach sehen, dass diese ganze Religiosität des Mittelalters, die war natürlich ohnehin sehr viel stärker dinglich ausgerichtet, auf große Zahlen.

00:21:40: Und deswegen wirkt das eben auch so mit der Sancta Colonia.

00:21:45: Und ganz wichtig sind bei dieser dinglichen Religiosität eben diese Anführungszeichen, dinglichen Überreste der Heiligen, die Reliquien.

00:21:56: Dadurch werden diese Reliquien zu Heiltymern aus, von den Heil ausströmt.

00:22:00: Hört sich für heute alles ziemlich schräg an.

00:22:02: Aber das ist, finde ich, gar nicht so weit weg von heutigen Bedürfnissen.

00:22:06: Wenn man das mal so übersetzt mit der Suche nach Heil, als Suche, als Sehnsucht nach einem gelingenden Leben, das treibt ja die Menschen heute auch noch um.

00:22:15: die sich aber eben sehr viel stärker verknüpft hat mit diesen Heiltymern, diesen Reliquien, die man dann bei diesen großen Reliquien schauen betrachten konnte in diesen prächtigen Reliquiaren, Schreinen in dieser Vielzahl von Kirchen in der Sancta Colonia.

00:22:31: Naja, wenn man dann auch noch wie in St.

00:22:32: Gerion an einem solchen... vermeintlichen Orts des Martyriums auch noch auf solche Überreste in so großen Zahlen stößt.

00:22:41: Da muss man sich eigentlich nicht wundern, warum das alles so furchtbar populär ist.

00:22:45: Es könnte man glauben, wenn man ihnen beiden hier so zuhört, dass das tatsächlich dann auch die Knochen, die man fand, die Knochen der Legionen der Soldaten waren.

00:22:55: Aber das ist nicht so.

00:22:56: Das ist, dieses Dingliche ist ja eine Konstruktion.

00:23:00: Man hat einen Friedhof ausgegraben.

00:23:02: Die Tb-Legion ist nie in Köln gewesen.

00:23:04: Also was ist wahr an der Geschichte?

00:23:07: Ja, also was die Tb-Legion betrifft, da gibt es ja auch viel Diskussionen drum.

00:23:12: Es gibt ja von denen keinen archäologischen Befund und wir haben auch schriftlich nicht viel dokumentiert.

00:23:18: Es gibt in dem Sinne keine römische Quelle.

00:23:21: Die Paseo acaunensium martyrum vom Eucharius von Lyon, der beschreibt das eben, dass diese Teber da gekommen sind, um eben diese Reinschiene zu sichern.

00:23:37: Darauf beziehen sich alle Legenden.

00:23:40: Das muss man klar sagen.

00:23:42: Aber nochmal, hinter dieser Geschichte ist die Wirklichkeit zu finden, dass in der Tat Soldaten versetzt wurden.

00:23:50: Und dass nicht selten dann eben auch christliche Soldaten an Orte gekommen sind, wo sie dann eben ihren Dienst tun mussten und in der Herausforderung der neuen Heimat waren.

00:24:00: Wir haben das ja hier in Köln erlebt, als jetzt die Mohrenstraße umbenannt werden sollte.

00:24:06: Da wurde also gesagt, ja das ist ja imperialistisch und kolonialistisch und die Arbeitsgruppe der Politik, die sich daran gesetzt hat, all diese Ja, Orte, die vielleicht andere Menschen verletzen oder die auch historisch belastet sind, in den Blick zu nehmen.

00:24:26: Aber es ist anders als in Berlin bei uns, sondern wir haben dann darauf hingewiesen, dass der Kirchenvorstand von St.

00:24:32: Gerion, in den Anträgen, den Antrag gestellt hat, diese Straße, Maurenstraße zu nennen.

00:24:38: Nämlich in Erinnerung an Gregor Maurus, also einen Gefährten aus der schade-de-Belschen-Legion vom Gerion.

00:24:46: Ja, und da haben wir jetzt auch für gekämpft, auch die Anwohner wollten eigentlich keine Umbenennung haben, dann hat irgendjemand aus der Politik vorgeschlagen, ja wir nennen das da einfach Möhrenstraße.

00:24:57: Da muss man nur zwei Öppünkte drauf

00:24:58: tun.

00:24:59: Das haben ja Witzbolde auch mal gemacht.

00:25:01: Ja,

00:25:02: aber sowas geschichtsvergessenes gibt es ja gar nicht.

00:25:04: Also ich glaube, es ist schon gut, dass wir jetzt am Ende erreicht haben, dass diese Straße Gregorius Maurusstraße heißt.

00:25:12: Das ist schon gut und wichtig so.

00:25:15: Und da muss man ja auch sagen, dass in dem Fall ist das ja auch alles andere als etwas abwertendes, sondern das ist ja im Gegenteil, ist das ja eine positive Konnotation.

00:25:26: Ja, ich habe auch immer gesagt, liebe Freunde, Wenn wir in Köln sagen, wir haben Kultur, wir haben Recht, wir haben Gesetz, dann sind es diese Römer gewesen, die uns das hier in das Dorf, das Opium Ubiorum gebracht haben.

00:25:40: Die haben uns eigentlich, ich meine, das ist auch mal ein schöner Beitrag zur Kulturgeschichte der Stadt.

00:25:45: Vielleicht sind es diese dunkelhäutigen nordafrikanischen Römer gewesen, die uns hier unsere Lebenskultur beigebracht

00:25:55: haben.

00:25:55: Und selbst wenn sie es nicht sind, ist ja die Idee faszinierend für eine Stadt, die gerne weltoffen sein möchte, dass die ersten Schutzheiligen dieser Stadt tatsächlich schwarze Menschen gewesen sein könnten.

00:26:06: Also es ist eigentlich eine wunderbare Idee.

00:26:08: Insofern ist diese Reduzierung auf den Anführer Gregorius Maurus ein bisschen schade, weil die Mauern ja viel mehr waren als der eine.

00:26:18: Und ja, die Entscheidung ist getroffen worden, die Straße ist umbenannt worden.

00:26:23: Sie heißt jetzt eben Nicht mehr Morenstraße und auch nicht Morenstraße, sondern Gregorius.

00:26:29: Mourosstraße,

00:26:30: ja.

00:26:31: Und wir haben die ganz schön, also bei den Büsten, wenn man nach St.

00:26:34: Gerion kommt und sich die Büsten dort anschaut, dann sieht man die Weißen und die Dunkelhäutigen.

00:26:40: Und die stehen alle ganz lieb nebeneinander und vertragen sich und sind ähnlich dargestellt.

00:26:45: Also das ist auch ein wichtiges Thema gewesen, offensichtlich im Mittelalter, das mal auch ins Bewusstsein zurück.

00:26:53: Also ich halte diese Umbenennung als Gregorius Maurusstraße durchaus für einen guten Kompromiss.

00:27:00: Denn natürlich, es hat letztlich denselben Bedeutungsgehalt.

00:27:05: Denn die Maurern, das Ganze kommt vom griechischen Wort Mauros für dunkel, dunkelhäutig.

00:27:11: Daraus wird dann im lateinischen Maurus und der Maurus bezeichnet eben einen dunkelhäutigen Menschen.

00:27:17: Und eingedeutigt ist das eben der Moor, was danach so eine negative Konultation bekommt.

00:27:24: Übrigens ist, wenn man so nach den wahren Kernen der Legende fragt, ist auch das ein ganz wichtiger Punkt.

00:27:31: Wir haben ja schon gesagt, es gab nun mal diese römischen Soldaten hier an der Rheinfront.

00:27:38: Aber es war auch eine Tatsache, dass es im Westen des Römischen Reiches, also hier Rheinland, Gallien, dass es da tatsächlich römische Soldaten aus Mauritanien gab, die dunkelhäutig waren.

00:27:51: Also auch das entspricht durchaus den Tatsachen, dass es solche dunkelhäutigen Soldaten in Köln gegeben hat.

00:27:57: Und nebenbei bemerkt Nordenpunkt, der auch den historischen Tatsachen entspricht, Stichwort Christenverfolgungen.

00:28:05: Während des Römischen Reiches gab es meistens so spontane, kurze, regional begrenzte Verfolgung.

00:28:12: Kennen wir alle, Neros, Brand in Rom, wird den Christen in die Schuhe geschoben.

00:28:18: Das sind so punktuelle Dinge.

00:28:20: Aber... Anfang des vierten Jahrhunderts, und das ist ja die Zeit, in der diese ganze Legende spielt, Anfang des vierten Jahrhunderts zur Zeit des Römischen Kaisers Diokletian, da haben wir tatsächlich eine reichweite Christenverfolgung, die dann durch die berühmte Konstantinische Wende beendet wurde.

00:28:40: Wir suchen nach dem wahren Kern der blutigen Geschichte um den Heiligen Gerion und seine Soldaten.

00:28:45: Da ist es irgendwie klar, dass zwei Männer der Kirche auf den Warenkern pochen.

00:28:52: keinen leichten Stand.

00:28:53: Tatsächlich gibt es aber keinen Beleg für die erzählte Geschichte.

00:28:56: Das muss man schon nochmal klar sagen.

00:28:58: Es gibt Hinweise und Quellen, dass einzelne christliche Soldaten im Dienste des römischen Reichs sterben mussten.

00:29:05: Manchmal vermischen sich da Legenden mit historischen Fakten wie beim heiligen Sebastian, der ein Offizier der kaiserlichen Leibgarde in Rom war, aber für einen Herführer mit Namen Gerion.

00:29:17: gibt es keinerlei Belege.

00:29:19: Und es gibt auch keinen Hinweis auf eine Massenhinrichtung vor den Toren Kölz.

00:29:24: Keinen Beleg dafür, dass eine ganze Tebeische Legion dem Kaiser die Gefolgschaft verweigerte.

00:29:30: Aber ich finde es wichtig, auch so den Menschen früherer Epochen gerecht zu werden, zu gucken, wie ist denn so eine Legende entstanden?

00:29:38: Da ist man ja sehr schnell bei der Hand zu sagen, alles lug und betrug und so weiter.

00:29:43: Und da muss man sich halt einfach in diese vormodernen Zeiten zurückversetzen.

00:29:47: Wir haben da keine kritische Quellenforschung, wie wir die heute betreiben, sondern Eigentlich ist es das Bemühen auch in dieser Zeit Geschichte koherent und den Anführungszeichen richtig zu erzählen.

00:30:04: Und da erscheint dann eben manche Annahme schlichtweg plausibel, na ja und genauso muss es doch gewesen sein, wenn eben dieser Bau, St.

00:30:13: Gerion, dieser beeindruckende Bau, wenn der genau in der Zeit und zumindest im gesellschaftlichen Umfeld von Helena entstand, entstanden ist.

00:30:22: Na ja, dann... ist man doch sehr schnell zu sagen, ja, dann muss die doch eigentlich die Gründerin gewesen sein.

00:30:28: Und dahinter steht immer so letztlich, dass dieses, ja, kann man schon fast sagen, die symbiotische Leben der Kölnerinnen und Kölner eben mit ihren Heiligen und deren Überresten, von denen man sich so viel erhoffte und eine Vergangenheit, die in, ja, in gewisser Weise auch sakralisiert wird.

00:30:50: Und dieses Amalgan, das führt dann eben zur Entstehung solcher Legenden, auch zum Wachstum solcher Legenden, ohne dass man irgendjemand eine Täuschungsabsicht unterstellen muss.

00:31:01: Das Interessante ist ja, dass man sich mit der Geschichte nicht zufrieden gegeben hat, sondern man hat ja tatsächlich auch im Mittelalter immer gegraben.

00:31:07: Man wollte ja... eigentlich Belege finden, vielleicht auch, weil man mit den Knochen gut Handeltreiben konnte.

00:31:13: Das ist ja so die andere Geschichte, je mehr man fand, desto größer der Ruhm, desto mehr konnte man machen.

00:31:19: Aber es hat ja auch mehrere Grabungen gegeben.

00:31:21: Vielleicht bräuchten wir nochmal erst über diesen Brunnen, den man ja auch sehr emsig gesucht hat und nicht gefunden hat.

00:31:27: Das ist ein besonderer Brunnen, dem werden ja magische Fähigkeiten nachgesagt.

00:31:31: Ja, es gibt diese verrückte Geschichte von dem Erzbischof Evergiesel, dass er also Kopfschmerzen hat und dass er also dann einen Trank mit der Asche aus diesem Brunnen gemacht hat und am Ende dann von seinen Kopfschmerzen geheilt wurde.

00:31:44: Also ein in der Tat wundertätiger Brunnen.

00:31:47: Der, der aber nicht gefunden wurde.

00:31:50: Gefunden hat man aber eine große Zahl an Knochen.

00:31:53: Erste Grabungen verbindet man mit Helena, der Mutter von Konstantin dem Großen.

00:31:57: Der Name ist schon gefallen.

00:31:59: Das ist die Frau, die auf der ganzen damals bekannten Welt alles Mögliche gefunden hat.

00:32:04: Da bleibt manches Waage.

00:32:06: Achtundert Jahre nach Helena's Tod gibt es weitere Grabungen.

00:32:10: Und die sind dann eng verbunden mit einem Namen, den treue True Crime Köln-Hörerinnen und Hörer auch schon kennen.

00:32:16: Das ist der umstrittene Erzbischof Anno.

00:32:19: Über den haben wir hier bei True Crime Köln schon gesprochen.

00:32:22: Das ist der grausame Mann, der einen Aufstand der Kölner bestrafte und Fischers Köbes blenden ließ.

00:32:29: Und dem sollen im Traum, so die Geschichte, die tebäischen Soldaten erschienen sein.

00:32:35: Eine ganze Legion an Kämpfern, die ihm da des Nachts zugrunden.

00:32:39: gesetzt haben sollen.

00:32:41: Die Soldaten beschwerten sich bei ihnen darüber, dass sie in Sachen Verehrung, im Vergleich zu anderen, viel zu kurz gaben.

00:32:48: Sie forderten mehr Respekt und ein angemessenes Gedenken.

00:32:52: Und da hat der Anno so große Angst vorm Zorn der TB-Ligionäre bekommen, dass er sofort den Fußboden der Kirche aufreißen ließ, um die Soldatenknochen auszugraben.

00:33:04: Der Anno, der war halt so ein Erzbischof, der brauchte öfters mal Erscheinungen von Heiligen im Traum, um ihn auf den richtigen Weg zu bringen.

00:33:12: Etwa auch, als er sich mit den Kölnern überworfen hatte nach einem Aufstand.

00:33:17: Da mussten ihm die Heiligen Bischöfer auch sagen, also hier jetzt versöhnlich wieder mal mit denen.

00:33:22: Und so dann eben auch bei St.

00:33:24: Gerion.

00:33:25: Und nebenbei ist das natürlich in der mittelalterlichen Literatur ein ganz gängiges Erzählmüster, dass sich nämlich die Heiligen sozusagen selber kümmern, dass sie die nötige Verehrung erfahren und dann entsprechend ein Aktivist im Traum erscheinen.

00:33:40: Also jedenfalls der Anno erhält eben diesen Traum und dann fängt er da an zu graben und man kann auch eben hier sehr schön sehen, wie der Heiligen Kund solcher Erweiterungen erfährt, denn in dieser Geschichte bekommen die Maueren dann auch erstmals einen Namen, bzw.

00:34:00: der Anführer bekommt einen Namen, nämlich Gregorius Maurus.

00:34:03: Das

00:34:03: glaubt, den gefunden zu haben.

00:34:04: Genau, das taucht da zum ersten Mal auf.

00:34:08: Und interessanterweise mit den Grabungen in der Zeit Annus im elften Jahrhundert verbinden sich auch ganz konkrete Baumaßnahmen an St.

00:34:16: Gerion.

00:34:17: Das heißt, das lässt sich auch an der Baugeschichte der Kirche alles ganz gut nachverziehen.

00:34:21: Es gibt einen weiteren Bericht von der Graböffnung.

00:34:24: Ein paar Jahre später, ilfhunderteinundzwanzig, will man dann endlich den heiligen Gerion gefunden haben.

00:34:29: Das ist dann ein Brief eines Klosterabtes, der da von berichtet und erschreibt, wie wir sicher schließen konnten, war in diesem Fall das Schwert des Verfolgers zwischen Kopf- und Unterkiefer hindurchgegangen.

00:34:42: Also doch eine besondere Art der Enthauptung.

00:34:46: An der Stelle mal gefragt an den Kunstexperten, da liegt ja ein Kopfvorsang gegen der Kopf des Gerions.

00:34:52: Man findet ganz wenig über dieses Kunstwerk im Netz.

00:34:55: Was ist das?

00:34:56: Sagen Sie das mal, die meisten Menschen wissen nicht, was das ist.

00:34:59: Ja, es ist ein Kunstwerk von einem türkischstämmigen Künstler, der nicht nur hier in Köln, sondern auch in Bonn, Cassius und Florencius sozusagen direkt neben die Märtyra-Kirchen gelegt hat, aus Granit gefertigt.

00:35:15: Ein Denkmal, wenn man so will, nach dem Motto Hast du deinen Kopf noch?

00:35:22: Und ich finde das toll, dass wir das an dieser Stelle auch nicht nur in der Kirche, sondern auch außerhalb der Kirche als Thema mit auf den Weg bekommen.

00:35:30: Kopflos seinem Sprit, sagt man ja auch schon mal, oder da werden Leute enthauptet.

00:35:36: Sagt man auch schon mal, wenn man mit ihnen schlecht umgeht und wenn man über sie schlecht redet und dergleichen mehr.

00:35:42: Es muss ja nicht immer diese physische Enthauptung sein, sondern da rollen Köpfe, sagen wir ja.

00:35:47: Und in der Tat, das ist dann immer die Ultima Ratio, das den anderen zerstören wollen.

00:35:54: Das ist ein Riesenproblem, auch in unserer Gesellschaft im Augenblick.

00:35:58: nebenbei bemerkt.

00:35:59: Ich habe vorhin noch so eine Untersuchung gelesen, dass die Menschen heutzutage ja sich gar nicht mehr miteinander verständigen wollen, im Sinne von lass uns einen gemeinsamen Kompromiss finden oder lass uns nach ein Miteinander den besten Weg oder die beste Antwort suchen, sondern der andere, nein, das ist der, der vernichtet werden muss, der besiegt werden muss, notfalls mit Kopf ab.

00:36:20: Wir erleben das ja auch in der Politik und in der Gesellschaft im Augenblick sehr.

00:36:24: Und dass wir da so ein Denkmal daran haben, dass das nicht passiert.

00:36:28: Das finde ich also äußerst wichtig und hilfreich.

00:36:31: Kunst vor St.

00:36:31: Gerion, auch Josef Boyz ist hier mal aktiv gewesen.

00:36:35: Kurz vor seinem Tod hat er hier Bäume gepflanzt und davor bei Salzsteine gesetzt.

00:36:41: Die Aktion hatte den schönen Titel Stadtverwaltung, Stadtverwaltung, kann man kaum sagen.

00:36:47: Die Aktion fand vor allem in Kassel im Rahmen der Dokumenterstadt, aber es gab auch ein paar Ableger in anderen Städten, so auch hier.

00:36:55: Das spektakulärste Kunstwerk ist aber natürlich die romanische Kirche selbst und ihr Innenraum.

00:37:02: Ich sag immer, wenn diese Kirche in einer anderen Stadt stünde, würde man nur für sie dahin fahren.

00:37:07: St.

00:37:08: Gerion ist etwas ganz Besonderes.

00:37:11: Dass das auch im Mittelalter so war, kann man auch daran sehen, dass zu diesem Ort ein sehr vornehmer Stift mit adligen Stiftsherren gehörte.

00:37:19: Da ging es auch um die Frage, welche Kirche nach dem Dom die Ranghöchste im ganzen Erzbistum ist.

00:37:25: Ja, wir haben irgendwo heute ein bisschen belächeln, aber wenn man sich mal anguckt, welcher Fußballverein ist der wichtigste, dann sind wir eigentlich ja schon dabei.

00:37:33: Gibt es

00:37:34: natürlich nur einen.

00:37:38: Das lasst man jetzt hier besser aus.

00:37:42: Ganz grundsätzlich ist das so, dass auch in so vormodernen Gesellschaften spielt das unglaubliche Rolle.

00:37:49: Die Frage von Rang und Vorrang, das war ja auch ganz häufig mit konkreten Machtpositionen verbunden.

00:37:57: haben wir eben schon gehört, das Zentrum der TB-Erfehrung war eben das Erzbistum Köln und da gibt es eben außer Sankt Gerion, das heutige Bonner Münster und Sankt Viktor und Xanten, der heutige Xantener Dom.

00:38:12: Und da haben ja ebenfalls Abteilungen der TB-Legionen das Martyrium erlitten und da haben sich eben an allen drei Orten bedeutende Stiftskirchen und Kolleginnen von Kanonikern.

00:38:26: dann angesiedelt.

00:38:27: Und die waren erst durchaus freundlich miteinander verbunden.

00:38:30: Das ist dann, man war dann auch von der Heiligen Helena jedenfalls in Bonn gegründet worden.

00:38:36: Und aus dieser freundschaftlichen Verbundenheit hat sich dann so im zwölften Jahrhundert Hochmittelalter mehr und mehr so ein Konkurrenzkampf entwickelt.

00:38:45: Welcher dieser drei Kirchen ist denn jetzt nach dem Kölner Dom die ranghöchste?

00:38:49: Es gab dann auch an allen drei Kirchen ambitionierte Kläriker, die dann versucht haben, ich sag das mal so, Salopp ihren Laden nach vorne zu bringen.

00:38:57: Am Ende konnte Bonn.

00:38:59: Das Bonner Stift für sich die Sache entscheiden.

00:39:02: Aber immerhin in Köln, also das ist dann Trost für St.

00:39:05: Gerion, in der Stadt Köln war St.

00:39:07: Gerion unangefochten nach dem Dom die ranghöchste Kirche.

00:39:11: Spielt das eigentlich für den christlichen Glauben überhaupt keine Rolle, ob so eine Geschichte erfunden ist, war es oder nur für wahr gehalten wird?

00:39:18: Ist das völlig egal, auch heute noch?

00:39:20: Na, also auf keinen Fall.

00:39:23: Also ich würde spontan sagen, Der Norbert von Xanten, der auch sehr wesentlich daran mitgewirkt hat, dass diese Gräber alle ausgehoben wurden und dass man dort die Relik bin erhoben hat.

00:39:35: Man gräbt ihn nicht aus, sondern man erhebt sie sozusagen.

00:39:39: Der hatte schon irgendwie eine klare Vision.

00:39:42: Also der hat gesagt, okay, wir müssen hier dieses Herrenstift ein bisschen auf Vordermann bringen.

00:39:48: Und das steht hier auf dem Boden eines alten auch.

00:39:54: Frühchristlichen Friedhofs.

00:39:56: Genauso wie im Norden, die Ursula-Kirche, wie im Süden, die Siverinkirche, sind sozusagen die Ausfallstraßen aus der römischen Stadt gewesen, nach Norden, nach Westen, nach Süden.

00:40:06: Und da haben eben diese Märtyrerkirchen draufgestanden.

00:40:09: Drum herum gab es dann dort Ansiedlungen.

00:40:12: Und irgendwann hat man sich entschieden, jetzt nehmen wir diese Ansiedlungen aber in die Stadt dazu, baute eine neue Stadtmauer.

00:40:18: Und als man dann die Fundamente für die Stadtmauer aushob, traf man auf diese vielen Gräber.

00:40:23: Und man hat aber festgestellt, es sind viele christliche Gräber dabei.

00:40:26: Also, wo kommen die dann jetzt her?

00:40:29: Und dann hat man die natürlich in Gedanken sofort verbunden, mit dem Märtyrer Gedenken, was dort stattfindet.

00:40:35: Bei der Ursula war das dann so, Moment.

00:40:37: Also, dann sind das hier elf Tausend.

00:40:39: Ja, so.

00:40:39: Und beim Gerion sind das dann Ad Aureus Sanctus und dann kommen diese dreihunderter Zahlen zustande.

00:40:46: Aber es gibt auch die Legende, dass die Goldsteine des Mosaics in der Kuppel, dass die Anzahl der Goldsteine identisch ist mit den Soldaten, die umgekommen sind.

00:40:56: Also dann verselbstständigen sich solche Legenden auch, aber nie grundlos, sondern immer mit den Argumenten der Historie, also der wirklichen Geschichte, angefüttert.

00:41:11: Und das finde ich das spannende an der Sache.

00:41:12: Der Norbert von Xanten waren super Marketingmenschen, guter Vertriebler, ganz sicher, das hat der alles drauf gehabt.

00:41:19: Aber er hat auch wirklich die innere Überzeugung gehabt, hier könnten wir es mit denen zu tun haben, die uns vorausgegangen sind und die durch ihr Zeugnis unsere Stadt hier zum Christentum und zur Kultur geführt haben.

00:41:32: Aber das ist hier die alte Geschichte, ne?

00:41:33: Also ich hab mir gefragt, ist es heute egal, ob so eine Legende, ob die Geschichte war ist oder nicht?

00:41:40: Nein, und diese Geschichte ist wahr, so.

00:41:42: Und diese Geschichte, die muss ich ja ernst nehmen.

00:41:45: Also nicht nur die historische Faktenlage in der Spätantieke, sondern auch die Verehrungsgeschichte, in der also... immer und immer wieder die gleichen Themen aufgerufen werden, die wir nicht aus dem Kopf bekommen sollen, die im wahrsten Sinne des Wortes in unser Kopf hineingehemmert werden sollen.

00:42:02: Also die Verehrungsgeschichte ist das

00:42:04: Selbstständigkeit, Gewissensentscheidung, Verantwortung für einander übernehmen, den Kopf nicht verlieren, sich von den oberen nicht machtvoll runter machen lassen und dergleichen mehr.

00:42:17: Also das sind die Themen, die haben ihre Wahrheit und die diese Wahrheit, die ist auch unvergänglich.

00:42:23: Und ich finde, das ist so das Authentische an dem Ganzen.

00:42:26: Dahinter, finde ich, verschwindet so ein bisschen diese Frage, sind jetzt diese Knochen im naturwissenschaftlichen Sinne echt?

00:42:36: mit der Biografie, mit der sie verknüpft werden, sondern das ist das, was authentisch ist, nämlich diese Vererrungsgeschichte und das ist ja eine grandiose Wirkungsgeschichte von solchen Reliquien.

00:42:50: Und ich finde, es gibt dann noch so einen Punkt.

00:42:52: bei dieser ganzen Reliquienvererrung, tun wir uns natürlich heute schwer mit, aber wir haben es immerhin mit Überresten von Menschen zu tun und das zeigt, finde ich nochmal einen ganz anderen Umgang von Christinnen und Christen mit diesem menschlichen Leib und auch mit den... Überresten von Menschen.

00:43:11: Und damit auch ein ganz anderes Menschenbild, wie etwa viele menschenverachtende Diktaturen des zwanzigsten Jahrhunderts.

00:43:17: Und das ist das, was man, mein ich, bei dieser Reliquienverehrung auch im Blick haben muss.

00:43:22: Trotzdem

00:43:22: bleibt es ein seltsames Phänomen, das so viel aufgebaut ist auf eine eigentlich recht frei erfundene Geschichte.

00:43:28: Da werden prachtvolle Kirchen zu Ehren von Heiligen gebaut, die nie gelebt haben.

00:43:33: Da entwickeln sich tiefe Gefühle und eine intensive Erhehrung.

00:43:37: Über diese Auswirkungen werden sich nicht nur Menschen wundern, die mit dem christlichen Glauben nichts zu tun haben.

00:43:43: Wenn man das mal auf die Stadtgeschichte bzw.

00:43:46: auf das Selbstverständnis der Stadt bezieht, wird es regelrecht ernüchternd, finde ich.

00:43:51: Da werden Stadtpatrone gefeiert und verehrt, die es nie gab.

00:43:55: Da ist die heilige Ursula mit ihren elftausend Gefährtinnen.

00:43:58: Da ist der Gerion mit seinen Soldaten.

00:44:00: Und im Dom steht der prachtvolle Schrein für die heiligen drei Könige.

00:44:05: Auch in dem Fall können wir davon ausgehen, dass das nicht ihre Knochen sind, die da drin liegen.

00:44:10: Also, wenn man es genau nimmt, alles erfunden, eine bittere Erkenntnis.

00:44:14: Mir gefällt Ihr Begriff erfunden nicht so.

00:44:17: Es sei denn, wir einigen uns darauf, dass da etwas gefunden wurde.

00:44:21: Und dass ja was gewachsen ist.

00:44:23: Genau.

00:44:24: Und das Gefundene, das hat ja einen historischen Kern.

00:44:27: Und um den herum müssen sich auch alle Geschichten drum herum gruppieren.

00:44:33: Wenn dieser historische Kern nicht mehr im Blick ist und es nur noch zu so einer Fantasiererei wird, dann wird es schwierig.

00:44:41: Aber wenn Intelligente sozusagen ablesbar wird, was historisch wirklich passiert ist, dann finde ich, hat das schon auch eine... eigene Wahrheit.

00:44:52: Ich nenne das immer gerne die Wahrheit im Glauben, aber auch für ein Historiker, der wissenschaftlich denkt, hat das eine Wahrheitsgeschichte und eine Wirklichkeit, die der Ernst nehmen wird.

00:45:05: Ansonsten können wir ja gar nichts mehr sagen über das, was sozusagen auf uns heute bekommen ist, weil alles, was wir aus der Vergangenheit lesen oder wahrnehmen, einer Interpretationsgeschichte und einer Wahrnehmungsgeschichte unterliegt.

00:45:19: Und da ist es hier genauso.

00:45:21: Ja, das ist eigentlich ein sehr schönes Schlusswort.

00:45:23: Vielleicht muss ich mich zum Abschluss dieser vorweihnachtlichen Folge von Schulkheim-Kölln dann doch auch geschlagen geben.

00:45:29: Einen Betrug haben wir hier heute nicht aufgedeckt und stattdessen gelernt, dass die Suche nach Wahrheiten nicht immer mit ganz klaren Ergebnissen enden muss.

00:45:38: Aber eine spektakuläre Geschichte müssen wir dann doch noch erzählen.

00:45:42: In Sangerion steht eine ganz besondere Säule, die sogenannte Blutsäule.

00:45:47: Wenn man Sangerion besichtigt, was wir natürlich allen dringend empfehlen, geht man an dieser magischen Säule vorbei.

00:45:54: Sie soll einst dort gestanden haben, wo die Tebea ermordet worden sind und ihr Blut soll an diese Säule gespritzt sein, als sie geköpft wurden.

00:46:04: Die heilige Helena soll veranlasst haben, dass die Säule in die Kirche eingebaut worden ist.

00:46:09: Wir haben gehört, das kann alles nicht ganz so gewesen sein.

00:46:12: Aber diese Blutsäule hat alle Umbauten der Kirche überstanden, weil ihr eine ganz besondere Nachgesagt wird und das müssen wir zum Abschluss dann doch noch unbedingt erzählen.

00:46:22: Ja, die Blutsäule, das ist so eine Wahrheitssäule.

00:46:25: Das kennt man ja auch von anderen Orten in Rom zum Beispiel, Bocca della Verità, da darf man dann die Hand rein tun und wenn die Hand dann nicht abgehackt wird, dann hast du die Wahrheit gesagt.

00:46:37: Und hier in Köln ist das ebenso, dass diese Säule, auf der das Blut der Märktyrer gemäß der Legende gespritzt sein soll, eben einen Brudermörder enttarnt hat, der da vorbeigegangen ist und dabei also zu Tode kam.

00:46:53: Und es gibt ja so eine kleine Inschrift hinter der Säule zu lesen, sozusagen als eine Warnung an die Besucher und da heißt es, glaub es, rein an diesem Stein soll einst das Blut geflossen sein.

00:47:07: Sollte ich schuldig sein, so ist hier die Strafe mein.

00:47:12: Also die Säule, die sie sagen erkennen kann, ob du die Wahrheit sagst, ja oder nein.

00:47:16: Das ist etwas für jemanden, der davor steht, durchaus aufregendes, wenn er die Unwahrheit sagt, mit Kindern funktioniert das sofort.

00:47:25: Die kriegen sofort einen roten Kopf.

00:47:29: Sollte ich schuldig sein, so ist hier die Strafe mein.

00:47:33: Wir werden das alle nochmal ausprobieren, kann ja nicht schaden in der Weihnachtszeit in jedem Fall.

00:47:38: Herzlichen Dank, Dominic Mayring und Joachim Öpen für den Besuch im Podcaststudio des Kölner Stadtanzeiger.

00:47:45: Dank auch an Laura Ostender und Charlotte Groß-Hohnacker, die als Sprecherinnen mitgemacht

00:47:50: haben.

00:47:51: Lassen Sie sich Sangerion in jedem Fall auch noch einmal vor Ort zeigen, das ist unsere dringende Empfehlung.

00:47:58: Es gibt regelmäßige Kirchenführungen, wo einem auch Dinge gezeigt werden, die man ohne Führung nicht anschauen kann.

00:48:04: Ich setze einen Link in die Show Notes, wo man das alles nochmal in Ruhe nachlesen kann.

00:48:10: Da kann man sich dann auch über Konzerte und Veranstaltungen in St.

00:48:14: Gerion informieren.

00:48:15: In der Weihnachtszeit gibt es dort ein paar besondere Angebote, so zum Beispiel eine adventliche Führung bei Kerzenschein oder eine Krippenführung für Familien.

00:48:26: Apropos Krippenführung, ein Tipp für die Weihnachtszeit ist natürlich immer der Kölner Krippenweg mit über hundert Stationen in der ganzen Stadt.

00:48:35: Der könnte dann auch zu Sankt Mechtern in Ehrenfeld führen.

00:48:39: Da ist es außerhalb der Weihnachtszeit nicht ganz so einfach hineinzukommen.

00:48:43: Auch zum Krippenweg findet man alles, was man wissen muss.

00:48:46: Im Netz kölnerkrippenweg.de ist die Adresse.

00:48:50: zwischen Kölner und Krippenweg kommt ein Minus.

00:48:54: Das war die letzte Episode von True Climbe Köln in diesem Jahr.

00:48:57: Wir machen eine kleine Weihnachtspause.

00:48:59: Am vierundzwanzigsten Januar erscheint dann die nächste Folge.

00:49:03: Aber dazwischen gibt es noch eine kleine Spezialfolge.

00:49:06: Auch in diesem Jahr haben sich Kölner Podcast zum Kölner Podcast-Tag getroffen.

00:49:12: Diesmal in der Kirche St.

00:49:14: Michael im Belgischen Viertel.

00:49:15: Man hat die Nähe zu Aachender Straße gesucht, denn die ist beim dritten Kölner Podcast-Tag das verbindende Thema.

00:49:23: Meine Kollegin Laura Ostender hat True Crime Köln dort würdig vertreten.

00:49:27: Herausgekommen ist eine bunte Spezialausgabe, die alle, die da mitgemacht haben, gleichzeitig veröffentlichen werden.

00:49:35: Das wird am Freitag, den Zwölften, Zwölften passieren.

00:49:39: Nicht nur für uns geht ein aufregendes Jahr zu Ende.

00:49:42: Die Zeiten bleiben turbulent.

00:49:45: Lassen Sie es in den Weihnachtstagen und zum Start ins neue Jahr ein bisschen ruhiger angehen.

00:49:49: Bleiben Sie wachsam, aber bitte auch gelassen.

00:49:52: Tschö.

00:49:54: True Crime Keilen mit Helmut Frangenberg.

00:49:58: Überall da, wo es Podcasts gibt und auf ksdr.de.

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